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Wirtschaftsdaten 2021 der Schweizer Kunststoffindustrie

Dass die Kunststoffindustrie nach dem Corona-Jahr 2020 zulegt war zu erwarten. Dass es ein Rekordjahr wird – besser als das bisherige Top-Jahr 2018 – ist aber doch überraschend. Am stärksten wachsen konnten die Rohstofflieferanten, die Maschinen/Peripheriehersteller und die Verarbeiter. Dies zeigen die jährlich von kunststoff.swiss erhobenen Wirtschaftsdaten.
Kurt Röschli: ". «Trotz der Unsicherheiten halten viele Unternehmen an ihren Prognosen fest." (Bild: Marianne Flury)

Dass die Kunststoffindustrie nach dem Corona-Jahr 2020 zulegt war zu erwarten. Dass es ein Rekordjahr wird – besser als das bisherige Top-Jahr 2018 – ist aber doch überraschend. Am stärksten wachsen konnten die Rohstofflieferanten, die Maschinen/Peripheriehersteller und die Verarbeiter. Dies zeigen die jährlich von kunststoff.swiss erhobenen Wirtschaftsdaten.

Von Marianne Flury

Den grössten Sprung nach vorn machten die Rohstoffhersteller. Das Umsatzplus von 36 Prozent auf knapp CHF 3,6 Mrd. (Vorjahr: CHF 2,64 Mrd.) widerspiegelt die in 2021 explosionsartig gestiegenen Rohstoffpreise. Auch die Verarbeiter konnten sich über ein starkes Jahr 2021 freuen: Sie steigerten den Umsatz um 13 Prozent auf knapp CHF 11 Mrd. (CHF 10,2 Mrd.). Diesen Zuwachs erklärt Kurt Röschli, Geschäftsführer von kunststoff.swiss, damit, dass die Verarbeiter zum einen die erhöhten Rohstoffpreise an ihre Kunden weitergeben konnten, zum anderen, dass Bereiche wie Verpackung, Medizin, Logistik von Corona profitieren konnten. Da die Verarbeiter mit der Anstellung von Personal sehr zurückhaltend waren – der Mitarbeiterbestand stieg um 1,6 % auf 27 436 – nahm auch der Umsatz pro Mitarbeitenden zu. «Damit dürften sich auch die Margen der Verarbeiter erhöht haben», folgert Röschli. Der gestiegene Pro-Kopf-Umsatz zieht sich über sämtliche Segmente. Im Durchschnitt beträgt der Umsatz pro Mitarbeitenden CHF 504 000 (CHF 437 00).

Abb. 1: Umsatzentwicklung der verschiedenen Kunststoffsparten (2018 bis 2021) (Grafiken: Kunststoff.swiss)

Nachdem die Maschinen- und Peripheriehersteller im Jahr 2020 starke Einbussen zu verkraften hatten, konnten sie letztes Jahr wieder durchstarten: Sie steigerten den Umsatz um satte 15,5 Prozent auf CHF 603 Mio. (CHF 522 Mio.). Beachtenswert ist auch der starke Zuwachs von 10 Prozent auf CHF 49,5 Mio. (CHF 45 Mio.) der Verwertungsbetriebe. Die teuren Primärrohstoffe machen die Wiederaufbereitung von Kunststoffen wettbewerbsfähig und spielen damit den Recyclingbetrieben in die Hände.

Je acht Prozent konnten auch die Segmente ’Handelsfirmen? und ’Formenbauer’ zulegen, und die ’Dienstleistungsbetriebe’ erhöhten den Umsatz um fünf Prozent. Insgesamt verzeichnet die Kunststoffindustrie ein Umsatzvolumen von CHF 16,8 Mrd., das ist ein Plus von 16,7 % gegenüber dem Vorjahr (Abb. 1).

Die total 761 Firmen (743) beschäftigten insgesamt 33 388 Mitarbeitende (33 029, was einem Plus von 1,1 % entspricht.

Gesamtverbrauch leicht höher

Auch die verarbeitete Rohstoffmenge von Kunststoff und Kautschuk verzeichnet ein leichtes Plus von 1,7 % gegenüber dem Vorjahr, «und dies, obwohl der Verbrauch von Kautschuk zurückgegangen ist», stellt Röschli fest. Diese Entwicklung decke sich auch mit Aussagen verschiedener Händler und Rohstoffherstellern, so Röschli weiter. Der Verbrauch von Kunststoff stieg von 678 000 auf 702 000 Tonnen (+3,5 %), derjenige von Kautschuk fiel von 41 500 auf 30 000 Tonnen (-27 %) (Abb. 2).

Abb. 2: Verarbeitete Rohstoffmengen von Kunststoff und Kautschuk (Quelle: Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG)

Abb. 3: Umsatz-, Beschäftigten und Rohmaterialverbrauch-Entwicklung von 2017 bis 2021.

Export legt zu

Erfreulich hat sich der Export von Halbfertig- und Fertigfabrikaten entwickelt. So wurden Halbfertigfabrikate im Wert von CHF 1,748 Mrd. (1,496 Mrd.), Fertigfabrikate im Wert von CHF 1,854 Mrd. (1,643 Mrd.) ausgeführt. Insgesamt stieg der Export um 14,7 % auf CHF 3,602 Mrd. (3,139 Mrd.).

Verpackung und Bau dominieren Anwendungsspektrum

Die Anwendungssegmente der Kunststoffindustrie präsentieren sich seit Jahren stabil. Der Verpackungssektor hat mit einem Anteil von 39,1 % (40,2) die Nase vorn, dicht gefolgt vom Bau mit 37,7 % (37,4). Diese beiden Segmente decken zusammen fast 80 % der Anwendungen ab», weist Röschli auf die Dominanz hin. Als wichtige und konstante ’Währung’ erweist sich auch das Segment Medizintechnik mit 7,4 % (8,5 %). Weitere wichtige Anwendungen für die Schweiz sind die Bereiche Fahrzeug mit 5,4 % (5,1 %), Elektro und Elektronik mit 4,3 % (2,3 %) und Haushalt mit 2,3 % (1,2 %). (Abb. 4)

Abb. 4: Die Segmente Verpackung und Bau sind nach wie vor dominant und stabil.

Bewegung an der Kunststoffabfall-Front

Während in den letzten Jahren der Import von Kunststoffabfällen kontinuierlich gestiegen ist, hat sich die Richtung im Jahre 2021 gedreht. Die Einfuhren gingen von einem Höchstwert von 91 587 im Jahre 2020 auf 77 830 Tonnen zurück (-15 %). Gegenläufig zu diesem Trend verhält sich die Exportkurve. Nach Jahren rückläufiger Exportquoten stiegen die Ausfuhren von zuletzt 83 023 in 2020 auf 88 476 Tonnen in 2021. Dies entsprich einem Zuwachs von 6,5 %). Hier gibt Röschli zu bedenken, dass einige Player in der Schweiz den ’Kunststoffabfall’ zur Wiederaufbereitung ins Ausland – vor allem nach Deutschland – exportieren und anschliessend die Wertstoffe wieder einführen. Hauptabnehmer unserer ’Kunststoffabfälle’ sind wie erwähnt Deutschland (58 %), und Österreich (20,9 %). Den Grossteil der ’Abfälle’ beziehen wir von Deutschland (46,9 %), Frankreich (32,8 %), Österreich (11,2 %) und Italien (8,1%).

Anzahl Kunststofflehrlinge ist stabil

Wie im Jahr zuvor bildet die Kunststoffindustrie insgesamt 1412 Lernende aus. Um dem Fachkräftemangel begegnen zu können, müssten es wesentlich mehr sein, aber immerhin scheint die Lage stabil (Abb. 5). Dass der Wille und die Motivation zum Ausbilden vorhanden sind, belegt der Geschäftsführer mit dem jüngst vom Verband gestarteten Projekt Invol. «Ziel ist es, mit der Schule und den Betrieben beispielsweise Flüchtlinge in eine einjährige Lehre zu bringen. Sie gehen drei Tage pro Woche in überbetriebliche Kurse (KATZ, libs), werden dort fit gemacht für die Prüfung (Attest) und können anschliessend die zweijährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) absolvieren», erklärt Röschli das Projekt. Dieses startet ab August 2022 in der Praxis.

Abb. 5: Die Lernenden der Kunststoffindustrie

Positiver Ausblick

Nach der doch eher trüben Einschätzung der Wirtschaftslage durch die Kunststoffakteure im März 2021, fällt die Beurteilung wesentlich positiver aus. Im März 2022 prognostizierten 51 % (42 %) der Befragten Teilnehmer einen steigenden Umsatz für das Jahr 2022. 37 % (35 %) gehen von einem gleichbleibenden und 12 % (23 %) von einem sinkenden Umsatz aus. Den Personalbestand beabsichtigen 38 % (22 %) der Befragten aufzustocken, 56 % (62 %) gehen von einer gleichbleibenden Situation aus und 6 % (16 %) fassen einen Abbau ins Auge. (Abb. 6)

Abb. 6: Einschätzungen mitten in der Pandemie: Trend Personal und Umsatz gesamthaft positiv

Röschli weist abschliessend darauf hin, dass die Einschätzungen zum laufenden Geschäftsjahr noch vor der sich abzeichnenden Inflation, vor den steigenden Zinsen und kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs gemacht wurden. «Trotz dieser Unsicherheiten halten viele, mit denen ich gesprochen habe, an ihren Prognosen fest. «Die grössten Sorgen bereiten ihnen die hohen Strompreise, die Energieversorgung und die Lieferengpässe.»

Weitere Grafiken

Indices Umsatz Gummi- und Kunststsoffindustrie (Quelle: Bundesamt für Statistik)
Europäischer Produktionsindex (EU 27). Index 2015 = 100, sa (Quelle: PlasticsEurope)

www.kunststoffxtra.com

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