Zwei Themenblöcke bestimmten das Vortragsprogramm des Kunststoff-Symposiums, das das KATZ, Kunststoff-Ausbildungs- und Technologie-Zentrum, am 10. Mai in Aarau ausrichtete: Fachkräfte und Kreislaufwirtschaft. Ebenso wichtig wie die Referate ist naturgemäss die Kontaktpflege.
Marcel Meier, Leiter Produktionstechnik bei der Georg Utz AG zeigte in seinem praxisorientierten Beitrag den Stellenwert auf, den die Aus- und Weiterbildung im Unternehmen hat. Um das sehr breite Spektrum von Ausbildungszielen erreichen zu können, werden Lernende und Berufsleute sowohl intern (mit dem eigenen Firmenwissen), wie auch durch externe Anbieter geschult. Dies geschieht heute zusätzlich mittels E-Learning Tools, was die Ausbildung flexibler macht. Die Komplexität der Prozesse und die steigenden Anforderungen machen eine zunehmend auf Firmen- und/oder aufgabenspezifische Themen zugeschnittene Schulung nötig. Utz arbeite daran, individualisierte Kurse durch externe Anbieter durchzuführen, sagt Meier. «HoloLens zu Schulungszwecken ist in der Evaluation.» Ein wichtiger Aspekt sei zudem, dass der Ausbildner auch nach Schulungsabschluss zur Verfügung stehe – quasi ein After Sales Service in der Berufsausbildung.
Der kurz vor der Pensionierung stehende Peter Gasner, Berufsbildner bei Geberit International AG, Jona, schöpfte aus seinem reichen Erfahrungsschatz, als er über das Geberit Ausbildungsleitbild und die Erwartungen an zukünftige Lernende resp. Facharbeiter sprach. Für Gasner ein sehr wichtiger Aspekt ist der persönliche Umgang miteinander, der geprägt sein muss von Respekt, Zuverlässigkeit und Offenheit. Er bemängelt, dass die Schulinhalte in die Breite und zu wenig in die Tiefe gehen. «Es kann nicht sein, dass die Anforderungen gesenkt werden, um genügend Lernende zu finden», so Gasner. Neben weiteren berechtigten Kritikpunkten gab er auch Hinweise, wie die Berufsbildung und praktische Weiterbildung unterstützt werden kann.
Margret Baumann, Rektorin der Berufsschule Aarau, gab in ihrem Referat Inputs, was Lernende für eine erfolgreiche Zukunft lernen müssen. Von den zukünftigen Berufsleuten wird erwartet, dass sie fähig sind zu kommunizieren, zusammenzuarbeiten, dass sie innovativ und kreativ sind und dass sie Zusammenhänge erkennen und verstehen, um Probleme lösen zu können.
Den Ausbildungsblock schloss Jürgen Kern, Standortleiter SKZ Horb am Neckar, mit seiner Darstellung der Kunststoffausbildung im Wandel der Zeit. Insbesondere die Zahlen mit den rückläufigen Ausbildungsquoten in den letzten fünf Jahren, sowohl der Lernenden wie auch der Studienanfänger gibt zu denken. So ging die Anzahl Studienanfänger für Kunststofftechnik und Kunststoffverarbeitung um 45% zurück (Quelle: Statistisches Bundeamt). Die Anzahl Auszubildender Verfahrensmechaniker verzeichnet seit 2008 einen Rückgang von knapp 8000 auf rund 5700. Insgesamt wurden 40% weniger Ausbildungsverträge zum Verfahrensmechaniker (entspricht in der Schweiz dem Kunststofftechnologen) abgeschlossen. Kern fordert zum zwingend notwendigen lebenslangen Lernen auf – sei dies durch physische Kurse, online, mobil learning – und auch den Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen.
Zum Schwerpunktthema Kunststoff-Kreisläufe stellte Douwe van der Meer, Application Development & Industry Solutions bei Sabic, zirkuläre Kunststoffe vor – sie werden unter dem Brand Trucircle vermarktet – die besser rezyklierbar sind. Verfahrensmässig geht es darum, Mehrlagenfolien aus einem Material herzustellen. Sabic ist im Moment daran, eine Versuchslinie aufzubauen, mit der 20’000 t/Jahr Kunststoffabfälle chemisch rezykliert werden können.
Kreislaufbewusst zeigt sich auch die Mibelle Group (eine Tochter der Migros), Buchs. Daniel Teicher, Leiter Verpackungsentwicklung, machte deutlich, dass es im Alltag des Kosmetikherstellers längst nicht mehr nur um das Design einer Verpackung geht, sondern auch um den Rohstoff dahinter. Dieser soll zum einen mechanisch gut rezyklierbar sein und zudem soll der Anteil an Recyclingmaterial in der Verpackung erhöht werden.
Den Themenblock schloss Fabian Schadt, Projektleiter KATZ, mit der Vorstellung der Aktivitäten bezüglich Kunststoff-Kreisläufen am KATZ. Beispielhaft zeigte er auf, wie das Ausbildungs- und Technologiezentrum im kleinen Massstab Kunststoffkreisläufe schliessen kann. Damit können Produkte aus neuen Rezyklaten in Serienprozessen hergestellt und in der echten Anwendung getestet werden.
Mehr zum KATZ lesen Sie in der nächsten Ausgabe von KunststoffXtra (5-6/2022).
Text und Bilder: Marianne Flury