Im Rahmen der Verwert-Bar – eine Veranstaltung, die der Verein Schweizer Plastic Recycler (VSPR) gemeinsam mit der Stiftung 3FO durchführt – präsentieren jeweils Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft ihre Initiativen zur Wiederverwertung von Kunststoffen. Die 6. Ausgabe der Verwert-Bar fand im Jubiläumsjahr am 29. September 2023 in Solothurn statt. Die Stadtpräsidentin Stefanie Ingold eröffnete die Veranstaltung, Thomas Brändli, bmc marketing consulting, moderierte den Anlass.
Von: Marianne Flury
Der VSPR feierte sein 10-Jahre-Jubiläum in Solothurn. Es lag also nahe, dass die geladene Stadtpräsidentin Stefanie Ingold aufzeigte, wo die Stadt in puncto Sammlung von Haushalts-Kunststoffabfall steht. 2016 wurden 16,1 t gesammelt, 2022 waren es 26,7 t, was einer Pro-Kopf-Sammlung von 1,67 kg/Jahr entspricht. Der Schweizer Durchschnitt lag 2022 bei 1,1 kg/Jahr. Stolz ist die Stadtpräsidentin auch, weil die Kunststoffsammlung in der Stadt seit 2015 ein fester Wert sei.
Nach den Kehrichtabfällen die Bauabfälle
Weitere Zahlen zu Verbrauch und Verwertung von Kunststoffen in der Schweiz lieferte der Vereinspräsident Kurt Röschli. Von den gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) jährlich anfallenden 780 000 Tonnen Kunststoffabfall, werden nur 80 000 Tonnen mechanisch recycelt, Der Rest, also 700 000 Tonnen, landet in Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) und in der Zementindustrie, wo sie energetisch genutzt werden. Dieses Verhältnis soll sich ändern. Neben den insgesamt 9418 Tonnen Haushalt-Kunststoffabfällen, die über die VSPR-Sammelstellen 2022 gesammelt wurden, will der Verein neu die Bauabfälle ins Visier nehmen.
Noch nicht ganz im Reinen ist der Verein mit der Dachorganisation Swiss Recycling, die mit dem Projekt «Sammlung 2025» die Koordination von über 70 beteiligten Organisationen übernommen hat. «Der VSPR ist Teil dieses Projekts, hat aber die Zusammenarbeit sistiert, bis offene Fragen geklärt sind», erläutert Röschli.
In seinem Ausblick auf die VSPR-Aktivitäten 2024 weist Röschli auf drei Projekte hin die aktuell am laufen resp. in Planung sind:
– der Ausbau der ’Sammlung 20XX’, die bereits läuft und sich mit knapp 10 000 Tonnen Haushalt-Kunststoffabfällen pro Jahr sehen lassen kann
– ein durchlässiges und transparentes System im Waren- und Geldstrom, kein Monopol, keine Materialzuordnungen und
– Innovationen fördern, z.B. Design4Recycling, Digitalisierung der Verpackung
Der Pfad zum Recycling ist richtig
Professor André Bardow von der ETH Zürich machte mit Bezug auf eine ETH-Studie zur Energie- und Prozesssystemtechnik anhand von modellierten Zukunftsmodellen klar, dass ein Gesamtumbau stattfinden und wir alle Kreisläufe – sprich mechanisches und chemisches Recycling und Biomasse – benötigen, um wirklich nachhaltig und energieeffizient zu sein. «Wir müssen 65 % des Kunststoffs recyceln, um in die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde reinzukommen», rüttelt er auf. „Der Pfad zum Recycling sei richtig. Wachstum ist langfristig nicht nachhaltig. Wir müssen über unser Konsumverhalten nachdenken», so sein Fazit.
Recycling ohne Qualitätseinbusse
„Die Zeiten, in denen wir unsere Verpackungen aus 100 % fossilen Rohstoffen hergestellt haben sind vorbei“, betonte Beat Hurni, Geschäftsführer von Biplast (eine Tochter der Semadeni-Gruppe) in seinem Referat. An einem Praxisbeispiel zeigte er, dass Design4Recycling bei Verpackungen für die Realisierung eines geschlossenen Kreislaufs für hochwertiges Granulat unabdingbar ist und auch funktioniert. «Dazu gibt es Richtlinien, in denen die Komponenten und Materialien bewertet und als ’hoch recyclingfähig’, ‚mässig recyclingfähig’ und ’nicht recyclingfähig’ eingestuft werden.
ERDE – Recycling von Agrarfolien
Dr. Jürgen Bruder, Senior Consultant der Initiative ERDE in Deutschland und Vorstandsmitglied von ERDE Schweiz, legte an Hand von Zahlen die Entwicklung der Agrarfolien-Sammlung dar. Vor 10 Jahren startete das Projekt mit 5 %, heute werden 65 % der Agrarfolien in Deutschland gesammelt. Das sind rund 6000 t/Jahr. In der Schweiz, wo es mit ERDE Schweiz seit 2021 ein Rücknahme- und Verwertungssystem gibt, wurden 2022 bereits 1850 t Silofolien gesammelt, das entspricht rund 30 % der Marktmenge. Ziel sind 2000 t für dieses Jahr.
Ausgediente Rohre müssen aus dem Boden raus
Um Rohrrecycling ging es in der gemeinsamen Präsentation von Elisabeth Dorigatti, Burkhalter Gruppe, und Andreas Brunner, Georg Fischer Piping Systems Ltd. Durch die Initiative TakingForward sollen mit den Initiative-Partnern, die der ganzen Wertschöpfungskette angehören, ausgediente Materialien zurück in den Kreislauf gebracht werden. Entscheidend dafür, dass dies klappt, ist eine effiziente Rückhollogistik.
Impressionen von der Veranstaltung
Kontakt
Verein Schweizer Plastic Recycler
CH-4600 Olten
info@plasticrecycler.ch
www.plasticrecycler.ch