Die italienische Kunststoff- und Gummimaschinenindustrie verzeichnete im Jahr 2024 eine gemischte Entwicklung, wie aus dem Jahresabschlussbericht des Mecs Study Centre her-vorgeht. Grundlage ist die Auswertung der Aussenhandelsdaten des italienischen Statistikamts ISTAT.
Laut interner Umfragen, die vom Sekretariat von Amaplast unter den rund 160 Mitgliedsunternehmen durchgeführt wurden, schlossen diese das Jahr 2024 mit einem Umsatzrückgang von knapp unter zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab. Dies folgt auf eine kräftige Erholungsphase nach der Pandemie, in der der Zeitraum von 2021 bis 2023 durch kontinuierliches Wachstum geprägt war – nach einem moderaten Einbruch von minus 3 % im Krisenjahr 2020.
Positiv hervorzuheben ist ein leichter, aber stabiler Anstieg der Beschäftigtenzahlen in den Amaplast-Mitgliedsunternehmen um rund 1 % zum Jahresende 2024. Dies unterstreicht das fortlaufende Engagement der Branche, ihre Strukturen zu modernisieren und zu stärken – eine Notwendigkeit angesichts der zunehmenden Herausforderungen in einem sich rasant wandelnden globalen Umfeld. Dazu gehören Investitionen in Spitzentechnologien auf Basis künstlicher Intelligenz sowie die Umsetzung servitisierungsorientierter Geschäftsmodelle.
3 % Umsatzrückgang
Einmal mehr zeigt sich: Die italienische Kunststoff- und Gummimaschinenindustrie verfügt über eine hohe Resilienz und ist in der Lage, Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen erfolgreich zu begegnen. Auf Grundlage der aktuellen Ergebnisse prognostiziert Amaplast für die Gesamtbranche einen Umsatzrückgang von rund drei Prozent im Vergleich zu 2023. Detailliertere Ergebnisse – differenziert nach geografischer Lage, Unternehmensgrösse, Maschinentyp und Anwendungssektor – werden im Rahmen der Nationalen Statistikumfrage Ende Juni veröffentlicht, im Anschluss an die Mitgliederversammlung.
Trotz zahlreicher und wachsender geopolitischer Spannungen, die die weltwirtschaftliche Stabilität gefährden, gelang es diesem bedeutenden Segment des italienischen Maschinenbaus erneut, Verluste zu begrenzen – vor allem dank der Stärke der Exporte. Diese legten im vierten Jahr in Folge um 1,5 % zu und erreichten ein Gesamtvolumen von 3,62 Milliarden Euro. Insbesondere im letzten Quartal des Jahres – vor allem im Dezember – kam es zu einem deutlichen Anstieg der Ausfuhren. Dies führte zu einer positiven Korrektur früherer Schätzungen, die auf den bis September beobachteten Trends basierten.
Investitionen erforderlich
Die solide Exportleistung, die rund drei Viertel der Gesamtproduktion ausmacht, kompensiert deutlich die Schwäche des Inlandsmarktes. Dies wird auch durch einen fast siebenprozentigen Rückgang der Importe bestätigt, die mit etwas mehr als einer Milliarde Euro einen stärkeren Rückgang als im Vorjahr verzeichneten. Die italienischen Unternehmen sehen sich zunehmend mit Schwierigkeiten bei der Planung und Umsetzung strukturrelevanter Investitionen konfrontiert – Investitionen, die notwendig wären, um technologische Innovationen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu integrieren. Zwar verzögert sich die Umsetzung der Dekrete zu „Industria 5.0“, jedoch sollen jüngst angekündigte Massnahmen zur Vereinfachung der Verfahren den Zugang zu Fördermitteln erleichtern und die Anwendung neuer politischer Leitlinien beschleunigen.
Auf makroökonomischer Ebene zeigten sich die Ausfuhren nach Europa – insbesondere in die EU – schwächer, während sie in den Amerikas stagnieren. Positive Entwicklungen waren hingegen in Asien zu beobachten. Betrachtet man die wichtigsten Einzelmärkte, so sanken die Lieferungen nach Deutschland um rund 2 %. Angesichts der dortigen wirtschaftlichen und industriellen Krise ist dies ein vergleichsweise moderater Rückgang. Deutschland bleibt dennoch wichtigster Exportmarkt für italienische Kunststoff- und Gummimaschinen. Im Vergleich dazu erscheinen diese Zahlen noch erfreulicher, wenn man sie den Entwicklungen bei deutschen Herstellern gegenüberstellt, die im Jahr 2024 einen dramatischen Einbruch von 30 % bei Inlandsverkäufen und Auftragseingängen verzeichneten.
Ausserhalb Europas gemischtes Bild
Andere bedeutende europäische Märkte wie Spanien (‑6 %) und Rumänien (‑20 %) zeigten sich ebenfalls rückläufig, während Polen einen weiteren Rückgang von ‑19 % meldete. Im Gegensatz dazu wuchs die Nachfrage aus der Türkei – trotz des Ausbaus der dortigen Produktionskapazitäten – um erfreuliche 15 %.
Aussereuropäische Märkte gaben ein gemischtes Bild ab – auch beeinflusst durch jüngste Unruhen im Zusammenhang mit von der Trump-Administration angedrohten, verhängten, ausgesetzten oder wieder eingeführten Zoll- und Protektionismus-Massnahmen. Die italienischen Exporte in die USA, den zweitgrössten Absatzmarkt der Branche, gingen um 4 % zurück. Es wird jedoch noch mehrere Monate dauern, um die Auswirkungen potenziell neuer Zollregelungen vollständig zu bewerten. Dagegen wurde in Mexiko weiteres Wachstum verzeichnet – eine Fortsetzung der in den Vorjahren bereits dynamischen Entwicklung. Dennoch bleibt Mexiko stark von seinem nördlichen Nachbarn abhängig, dessen Politik direkte Auswirkungen auf mexikanische Investitionsentscheidungen hat.
Weiter südlich legten die Exporte nach Brasilien mit einem Anstieg von 86 % gegenüber 2023 deutlich zu – ein neuer Rekordwert von über 120 Millionen Euro, angetrieben von der Nachfrage nach Hightech-Maschinen. In Asien erzielten Italiens wichtigste Exportmärkte – China und Indien – jeweils erfreuliche Zuwächse von 15 % gegenüber dem Vorjahr.
Die Top 10 Zielländer
Bei den Maschinentypen für die primäre Verarbeitung, die den grössten Teil der Exporte ausmachen, wurde ein Rückgang von 7 % bei Spritzgiess- und Extrusionsmaschinen verzeichnet. Dieser wurde jedoch durch die hervorragende Entwicklung bei Blasformmaschinen ausgeglichen, die verstärkt in die USA, das Vereinigte Königreich, nach Frankreich, in die Türkei und nach Polen geliefert wurden.
Auch Flexodruckmaschinen entwickelten sich mit einem Plus von 5 % positiv und stellen 5 % der Gesamtexporte dar. Pressen, die ebenfalls einen Anteil von 5 % haben, verzeichneten sogar einen beeindruckenden Zuwachs von 59 %. Formen, die rund ein Fünftel des Exportwerts ausmachen, beendeten das Jahr hingegen mit einem enttäuschenden Minus von 5 %.
Mit Blick auf das Jahr 2025 lassen sich bereits in den ersten Wochen – trotz zunehmender geopolitischer Spannungen – auch am Binnenmarkt erste positive Signale erkennen. Eine tatsächliche Trendwende oder zumindest eine Stabilisierung der zentralen Indikatoren wird allerdings nicht vor dem zweiten Halbjahr erwartet.
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