Das KATZ hat mit dem SKZ einige gemeinsame Projekte gestartet. Der Messeauftritt an der Swiss Plastics ist eines davon. Laut dem Geschäftsführer des KATZ, Rémy Stoll, hilft der Messeauftritt nicht nur neue Kontakte zu knüpfen, sondern auch bestehende zu vertiefen. Manchmal braucht es mehrere Schritte der Annäherung, bis es zu einem Projekt kommt.
Ist Kreislaufwirtschaft derzeit das Trendthema?
Das Thema an sich ist ja nicht neu, auch in der Kunststoffbranche nicht. Aber es öffnet einen anderen Zugang zur gesamten Wertschöpfungskette von Kunststoffprodukten. Es ist spannend, weil da gerade viel Bewegung hineinkommt und als KATZ bringen wir die Kunststofftechnologie in solche Projekte mit ein.
Dem Beratungsunternehmen Realcycle ist es z.B. gelungen, Emmi, Nestlé, Migros, Coop, Greiner und Swiss Prime Pack, also wirklich durchs Band sehr breit Leute zusammen zu bringen. Die arbeiten nun in einem Projekt zusammen, das von Innosuisse gefördert wird. Das sind schon neue Dimensionen. Solch grosse Projekte mit so vielen Partnern, die alle in die gleiche Richtung gehen, obwohl sie sonst am Markt Wettbewerber sind – das, glaube ich, ist ein neuer Aspekt der Kreislaufwirtschaft.
Die technische Machbarkeit ist ja das Eine. Solche Bestrebungen werden ab einem bestimmten Punkt aber auch politisch und hängen von gewissen Rahmenbedingungen ab.
Es hat immer eine politische Komponente dabei, wie auch eine rechtliche. Das versuchen wir im Hintergrund zu behalten und uns auf die Möglichkeiten der Kunststofftechnik zu konzentrieren. Dort können wir Lösungen bringen. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt: Kreislaufwirtschaft kann man nicht ohne die Kunststoffindustrie umsetzen. Die Lösungen müssen aus der Industrie kommen. Dort arbeiten wir daran, einerseits mit Technologieprojekten aber auch in der Aus- und Weiterbildung. Die Erkenntnisse aus unseren Kursen beeinflussen die vielen täglichen Entscheidungen der Fachleute, was letztlich zu Lösungen in der Kreislaufwirtschaft führt.
Sie haben mit einem Versuchsaufbau anhand von Milchflaschen exemplarisch gezeigt, wie Recycling funktionieren kann. Führen sie dieses Projekt weiter?
Wir haben mit Milchflaschen begonnen und sind nun weitergegangen zum Café Latte Becher von Emmi und weiteren Verpackungen aus Polypropylen. Dabei vermischen wir mehrere Verpackungen miteinander und bringen andere Störungen ein. Wir sind gerade in der Planungsphase für ein weitergehendes Projekt. Gerne würden wir verstärkt in die Sortier- und Trennprozesse investieren, damit wir den gesamten Kreislauf kompletter abbilden können. Ich denke das ist wichtig, weil man momentan in der Schweiz viele Prozessschritte noch auf grossen Produktionsanlagen entwickeln muss. Das ist schwerfällig und teuer. Besser wäre, wenn man mit kleineren Aufwänden agiler entwickeln könnte. Dazu wollen wir am KATZ unsere Möglichkeiten in diesem Bereich erweitern.
Kommt bei der Zusammenarbeit mit dem SKZ durch den EU-Markt ein neuer rechtlicher Rahmen ins Spiel?
Was an der Zusammenarbeit sehr interessant ist: Grosse Inverkehrbringer von Kunststoffprodukten, wie z.B. Emmi, verkaufen ihre Produkte nicht nur in der Schweiz. Viele Lebensmittelkonzerne agieren regional oder sogar global. Die brauchen natürlich nicht nur eine Recyclinglösung für die Schweiz, sondern eine, die international mit den aktuellen Werkstoffströmen kompatibel ist.
Das ist eine neue Dimension und hat einen Einfluss darauf, wie man Kreislauflösungen gestalten soll. Einerseits hängt das von den lokalen Haushalten und Abfallströmen ab. Andererseits müssen Lösungen auch mit den Recyclingsystemen anderer Länder kompatibel sein. Die Kompatibilität zwischen verschiedenen Systemen verlangt ein besonderes Augenmerk. Internationale Kooperationen, wie die Zusammenarbeit mit dem SKZ, helfen die grenzüberschreitende Weiterentwicklung der Recyclingsysteme frühzeitig und besser zu verstehen. Es wäre jedoch eine Illusion zu glauben, dass dadurch der internationale rechtliche Rahmen der Kreislaufwirtschaft beeinflusst werden könnte.
Können sie ein Beispiel geben?
Wenn z.B. eine Schweizer Stadt Kunststoffverpackungen sammelt, wie lässt sich die Qualität dieses gesammelten Materials messen, überprüfen und mit der nächsten Verarbeitungsstufe vereinbaren? Ist dann die Qualität des Abfalls aus St. Gallen gleich, wie der aus Lausanne oder Genf, oder gibt es Unterschiede, die sich dann bis zum Rezyklat durchschlagen?
Es geht also auch um grundlegende Fragen, etwa: Wie definiert man Qualitätsversprechen und Qualitätssicherung im Recyclingstrom? Heute gibt es bei der Neuware eine Kette etablierter Qualitätsversprechen vom Öl über Naphta zum Ethylen und bis zum Kunststoffprodukt, also entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Da gibt es bei rücklaufenden Strömen noch Lücken zu schliessen.
Autor
Thomas Meier