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KI ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor

In der VDMA-Interview-Serie im Vorfeld der K 2025 stellt sich Michael Wittmann, Geschäftsführer der Wittmann Gruppe, den Fragen. Er betont, wie wichtig für Wittmann ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis ist und sagt, welche Anlagen den Namen 'Primus' tragen 'dürfen'.
Dipl.-Ing. Michael Wittmann: "Wir legen Wert auf die Gesamteffizienz. (Bild: Wittmann Gruppe)

In der VDMA-Interview-Serie im Vorfeld der K 2025 stellt sich Michael Wittmann, Geschäftsführer der Wittmann Gruppe, den Fragen. Er betont, wie wichtig für Wittmann ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis ist und sagt, welche Anlagen den Namen ‚Primus‘ tragen ‚dürfen‘.

Herr Wittmann, sorgt der niedrige Ölpreis dafür, dass es um die Kreislaufwirtschaft zuletzt etwas stiller geworden ist? 

Michael Wittmann: In Zentraleuropa ist Nachhaltigkeit weiterhin ein Innovationstreiber. Aber das Thema ist durch die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den Hintergrund gerückt. Das liegt unserer Ansicht nach nicht nur am Ölpreis, sondern auch an der angespannten Wirtschaftslage in vielen Unternehmen. Investitionen werden gekürzt, und das bremst die technologische Entwicklung. Aber man sollte sich darauf vorbereiten, dass in der EU ab einem gewissen Zeitpunkt Rezyklatmengen vorgeschrieben werden, speziell für die Verpackungs- und die Automobilindustrie. Dann sollte man gute PCR-Qualitäten verfügbar und auch Erfahrung mit ihrer Verarbeitung haben. Wichtig ist allerdings, dass die Nachhaltigkeit wirtschaftlich ist. Das behalten wir in der Wittmann Gruppe bei allen Neu- und Weiterentwicklungen im Blick. 

Und wie das? 

Wittmann: Wir legen Wert auf die Gesamteffizienz. Über unser gesamtes Produktportfolio, von der Peripherie, über die Automatisierung bis hin zu den Spritzgiessmaschinen zeigen wir Einsparpotenziale auf. Im Fokus stehen der Energieverbrauch, die Zeit, der Platzbedarf und der Materialeinsatz. Wir legen dabei stets grossen Wert auf ein optimales Kosten-Nutzen- Verhältnis. Beim Einsatz von Rezyklaten setzen immer mehr Kunden auf ein konsequentes Inline- oder Inhouse-Recycling. So erhält man ein sehr reines Rezyklat, das sich in vielen Anwendungen dann auch wieder direkt einsetzen lässt. Wir bieten eine komplette Arbeitszelle aus Spritzgiessmaschine, Mühle, auf Wunsch einem gravimetrischen Dosiergerät und Fördergeräten an. So kann man die Material- und Kosteneffizienz steigern, die CO2– Bilanz massiv verbessern und das Abfallaufkommen verringern. Es ergeben sich sogar neue Gestaltungsspielräume für Produktentwicklungen, vielleicht sogar ganz neue Geschäftsmodelle. 

Wie könnten die aussehen? 

Wittmann: Wir zeigen auf der K das Projekt „Wild Pot“ mit der Wildplastic GmbH aus Hamburg. Die sammeln Kunststoffe in der Umwelt und bereiten sie auf. Wir zeigen, wie es dann verarbeitet wird – auf der K zum Beispiel zu einem Blumentopf. Das ist herausfordernd, denn der Kunststoff wird nur nach Typen sortiert und schwankt daher in der Materialqualität. Um das auszugleichen, setzen wir High Q-Flow beim Einspritzprozess ein. Der Einsatz dieser Art von PCR kann natürlich nicht kostengünstiger als Neuware sein. Das heisst, Firmen, die gesammelten „wilden Kunststoff“ verwenden, müssen Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen heften und bereit sein, mehr dafür auszugeben. Das stellt natürlich eine Nischenanwendung dar. Die Produkte sprechen nicht den generellen, wohl aber den umwelt- und klimabewussten Konsumenten an, der etwas für die nachfolgenden Generationen tun will. 

Wie stark ist der Einfluss der konjunkturellen Entwicklung? 

Wittmann: Grundsätzlich ist Kreislaufwirtschaft nicht konjunkturunabhängig, denn in guten Zeiten ist es immer leichter, Innovationen in die Praxis zu bringen. Momentan herrscht dagegen eine generelle Investitions-Zurückhaltung und das kann den gesamten Markt in der technologischen Entwicklung zurückhalten. Andererseits entstehen gerade in diesen nachfrageschwächeren Zeiten auch Spielräume, neue Märkte zu erschliessen, neue Ideen umzusetzen und innovative Produkte zu entwickeln. 

Was sind denn die Innovationstreiber im Kunststoffmaschinenbau? 

Wittmann: Innovationstreiber ist nach wie vor die Nachhaltigkeit, daneben Digitalisierung und auch der Kostendruck. Kosteneffizienzgründe führen zu einem weiteren Fokus, dem auf das Wesentliche. Passgenaue Anlagen ohne die vielen Extras, die man sonst in den Pflichtenheften findet, um die Investitionskosten zu senken. Aber, und das ist ganz wichtig, ohne Abstriche bei der Qualität. Bei uns heissen solche Varianten Primus und wir haben sie in allen Produktbereichen. Die neue vollelektrische Spritzgiessmaschine EcoPrimus wird zum Beispiel auf der K zu sehen sein. Wir sehen auch, dass Innovationen immer häufiger anwendergetrieben sind. Das Projekt mit Wildplastic ist ein Beispiel dafür. Gerade in der Kreislaufwirtschaft lassen sich Effizienz- und Qualitätspotenziale entlang der gesamten Wertschöpfungskette umfangreich ausschöpfen. 

Spielt Künstliche Intelligenz eine Rolle? 

Wittmann: Im OT-Bereich wird momentan intensiv an Anwendungen gearbeitet, weil sie einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor darstellen, insbesondere da, wo KI den Bediener bei der Entscheidungsfindung unterstützt. In Assistenzsystemen für die Werkzeugeinstellung zum Beispiel, in der vorausschauenden, zustandsbasierten Wartung oder auch beim Troubleshooting. Wir werden auf der Messe AIM4Help, ein KI-basiertes Large-Language-Modell für das Troubleshooting vorstellen, das ganz normal befragt oder durch das Auslesen von QR-Codes an den Maschinen abgerufen werden kann. Solche Systeme helfen ganz klar beim Fachkräftemangel, weil man dann weniger geschultes Personal benötigt. 

Wie positioniert sich die Wittmann Gruppe angesichts der wachsenden chinesischen Konkurrenz? 

Wittmann: Wir behalten unsere hohe Innovationskraft bei. Wie alle europäischen Anbieter punkten wir mit Kundennähe und Systemlösungskompetenz, was von unseren Kunden sehr wohl nachgefragt wird. Die anwendungstechnische Beratung, der Service, das sind und bleiben unsere Stärken. Als Wittmann Gruppe schöpfen wir aber auch die Potenziale unseres internationalen Produktionsnetzwerkes aus. Das Werk in China bauen wir aus, um von dort China selbst und den asiatischen Markt zu bedienen. 

Wie wichtig ist da die K? 

Wittmann: Sehr wichtig. Ich denke, gerade jetzt braucht die Branche wieder frische Impulse aus dem Markt. Und da kommt die K genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir bekommen dort wertvolle Rückmeldungen zu globalen Trends und Themen. Ich freue mich einerseits, unsere neuen Technologien und Produkte zu präsentieren. Ich freue mich andererseits auf die persönlichen Gespräche mit unseren Kunden. Der persönliche Kontakt ist ein entscheidender Schlüssel für den Projekterfolg. 

Kontakt

Wittmann Technology GmbH
A-1220 Wien
www.wittmann-group.com

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