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Eine gelungene Nachfolgeregelung

Eine Nachfolgeregelung sollte von langer Hand geplant und gut durchdacht sein. Oft scheitert eine Geschäftsübergabe, weil der Firmengründer, Inhaber und/oder Geschäftsführer nicht loslassen kann, seinem Nachfolger zu stark über die Schulter schaut und sich ins operative Geschäft einmischt. Das Gespräch mit den ehemaligen Inhabern Markus und Marlise Steimle, und Benjamin Knecht, dem jetzigen Eigentümer und Geschäftsführer der Kuma Solution AG, zeigt, dass es auch anders geht.

Eine Nachfolgeregelung sollte von langer Hand geplant und gut durchdacht sein. Oft scheitert eine Geschäftsübergabe, weil der Firmengründer, Inhaber und/oder Geschäftsführer nicht loslassen kann, seinem Nachfolger zu stark über die Schulter schaut und sich ins operative Geschäft einmischt. Das Gespräch mit den ehemaligen Inhabern Markus und Marlise Steimle, und Benjamin Knecht, dem jetzigen Eigentümer und Geschäftsführer der Kuma Solution AG, zeigt, dass es auch anders geht.

Von Marianne Flury

Herr Steimle, per 1. Januar 2024 haben Sie die Kuma Solution an Benjamin Knecht übergeben. Viele Nachfolgeregelungen scheitern, nicht zuletzt am Zeitplan. Wie war das bei Ihnen? Seit wann haben Sie sich aktiv mit dem Thema beschäftigt?

Markus Steimle: Ganz konkret haben wir – Marlise und ich – vor zwei, zweieinhalb Jahren begonnen, uns Gedanken über eine Nachfolge zu machen. Vor allem wegen unserer Kunden war uns eine frühzeitige Aufgleisung einer Nachfolge wichtig. Wir können nicht von heute auf morgen aufhören. Wir wollten eine offene, ehrliche Lösung finden, die sowohl für unsere Kunden und Lieferanten wie auch für uns stimmt.

Und wie sah diese Lösung für Sie aus?

Steimle: Eine Variante war, dass wir unsere Firma langsam heruntergefahren, die Kunden entsprechend informiert und sie quasi den Lieferanten überlassen hätten. Die Geschäftsaufgabe mit dieser Variante war auf Ende 2023 geplant. Damit hätten wir aber ein Unternehmen begraben, das auf gesunden Füssen steht, einen guten Namen hat und bestens im Markt verankert ist.

Die zweite Variante war, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Und ja, vor nun fast eineinhalb Jahren fragte Benjamin Knecht an, was wir für Nachfolgepläne haben. Dazu muss ich etwas ausholen: Benj und ich kennen uns sehr gut. Wir haben beide über Jahre bei motan zusammen gearbeitet. Benj war als Nachfolger von mir als Geschäftsführer bei motan Schweiz geplant gewesen. Er hat sich dann aber 2019 entschieden, motan nach 10 Jahren zu verlassen und eine Auszeit zu nehmen. Ich selber bin Ende 2020 mit 64 Jahren bei motan in Pension gegangen.

Es ist eher unüblich, dass Sie sich aktiv als potenzieller Nachfolger in Spiel gebracht haben. Was hat Sie, Herr Knecht, zu diesem Schritt motiviert?

Benjamin Knecht: Die Idee entstand quasi aus Gesprächen unter Freunden. Der Kontakt zu Markus und Marlise ist auch in der ‘Nach-motan-Zeit’ nie abgebrochen. So hatte ich auch Einblick in das Unternehmen Kuma Solution und es war naheliegend für mich, Markus zu fragen, wie es damit nach seiner Pensionierung weitergeht.

Im Juni 2019 hatte ich mich entschieden, eine Auszeit zu nehmen und ein halbes Jahr auf Reisen zu gehen. In dieser Zeit wurde ich von einer Firma angefragt, ob ich den Markt für die Schweiz aufbauen wolle. Das war für mich eine Chance, etwas Neues zu machen. Ich bin gelernter Elektriker, habe dann den technischen Kaufmann gemacht, während ich bei motan zuerst als Servicetechniker weltweit, dann als Leiter Kundendienst und schliesslich Verkaufsleiter Schweiz arbeitete. In dieser Zeit habe ich sehr viel Erfahrung sammeln können, was mir heute sicher zugutekommt.

Markus Steimle: „Benj war mein Wunschkandidat.“

Was war Ihr erster Gedanke, als Benjamin Knecht auf Sie zukam?

Steimle: Ich hatte grosse Freude, er war mein Wunschkandidat. In all den Jahren, in denen wir zusammen gearbeitet haben, hatten wir nie grosse Meinungsverschiedenheiten. Wir haben uns sehr gut ergänzt und er hatte mein volles Vertrauen. Es gab andere Kandidaten, die die Nachfolge bei Kuma Solution auch gerne angetreten hätten. Aber keiner von Ihnen hat uns überzeugt. Wir hätten die Firma niemals jemandem übergeben, der das Geschäft nicht mit Herzblut weiterführen wollte. Das sind wir unseren Kunden schuldig. Der Gewinn darf bei einer Übernahme nicht im Vordergrund stehen.

Was bedeutet die neue Stelle und Stellung für Sie?

Knecht: Für mich ist der Gang in die Selbstständigkeit sicher ein grosser Schritt. Es ist nicht einfach eine neue Stelle, ich bin jetzt verantwortlich für alle Entscheidungen, die getroffen werden. Ich denke auch, dass ich mit Kuma Solution weiterkomme.

Ich hatte während vier Jahren eine Stelle als Geschäftsführer. Mit der Gelegenheit, Kuma Solution zu übernehmen, stellte sich für mich die Frage, will ich das Risiko der Selbständigkeit tragen und gebe dafür die Sicherheit auf. Für mich war dann rasch klar, dass ich den Karriereschritt in die Selbstständigkeit machen wollte und deshalb bin ich auch auf Markus zugegangen.

Wie präsent werden Sie in der Kuma Solution AG sein?

Steimle: Für uns war immer klar, dass wir einem Nachfolger weiterhin zur Seite stehen werden – so viel wie nötig und auch gewünscht – uns aber operativ vollständig zurücknehmen werden. Das war und ist für uns sehr wichtig. Wir wollten einen sauberen Schnitt machen, damit Benj in seiner Firma schalten und walten kann, wie er es möchte. Wenn ehemalige Besitzer und Geschäftsführer nicht loslassen können, kommt das nie gut heraus. Benj wird auch Fehler machen, er soll aber nicht dieselben machen, wie wir sie gemacht haben.

Knecht: Wichtig ist auch, dass die vollständige Übergabe auf einen Stichtag – in diesem Fall der 1.1.2024 – erfolgt. Markus und Marlise sind zwar im Hintergrund immer noch tätig, haben aber keinerlei operative Tätigkeit. Marlise wird weiterhin die Finanzen erledigen, Markus wird in technischen Belangen unterstützend da sein.

Weshalb glauben Sie, dass Sie für diesen Job geeignet sind?

Knecht: Ich habe mir vorab natürlich Gedanken gemacht, mich gefragt, ob eine Übernahme überhaupt realistisch ist, wenn Markus und Marlise nicht mehr mit an Bord sind. Für mich spricht das technische Wissen und die langjährige Erfahrung – fünf Jahre als Elektriker, 10 Jahre bei motan und drei Jahre in einem anderen technischen Betrieb. Relevant ist auch, dass die Kunden mir gegenüber offen sind. Das kann ich, ohne überheblich zu sein, mit Ja beantworten. Ich habe die Kontakte auch über die Jahre gepflegt.

Steimle: Das kann ich bestätigen. Die Geschäftstätigkeit wird übergangslos weitergehen. Die Kunden freuen sich über die Nachfolgewahl. Als ich wusste, dass Benj das Geschäft übernehmen wird, habe ich Visitenkarten drucken lassen und bin zu den Kunden gegangen. Die Reaktionen waren durchs Band sehr positiv. Ich habe keine einzige negative Meinung gehört.

Knecht: Das gibt mir auch eine gewisse Sicherheit. Ich habe im Vorfeld zwei, drei grosse Firmen kontaktiert um zu sehen, wie sie reagieren, wenn ich in die Fussstapfen von Markus trete und sie bestätigten mir, dass ich willkommen sei und die Türen offen stehen für mich. Dies ist auch so bei motan.

Sie wechseln vom Angestellten in die Selbständigkeit. Was bedeutet das für Sie?

Knecht: Ich werde für mein Tun verantwortlich sein, verantwortlich für eine Firma und verantwortlich für das Personal. Als Chef kann ich aber auch alleine entscheiden. Ich schätze mich eher als Macher ein. Ich bin nicht einer, der x-Mal um etwas rumredet. Die Selbständigkeit gibt mir auch eine gewisse Freiheit und die Möglichkeit, etwas zu bewegen. Ich wage diesen Schritt in einem relativ jungen Alter (35), bin aber zuversichtlich, dass ich erfolgreich sein werde.

Basis des Unternehmens ist das grosse Know-how bezüglich Materialhandling. Bleiben die Lieferantenbeziehungen unverändert bestehen?

Knecht: Diese werden 1:1 weiterbestehen. Wir haben letztes Jahr bereits die diversen Lieferanten besucht. Die Reaktionen waren enorm wichtig für mich. Ich kenne diese ja auch über viele Jahre hinweg, noch zu Zeiten von motan. Kontinuität ist ein sehr wichtiger Punkt mit unseren Qualitätslieferanten.

Nachfolgeregelungen gehen oft in die Hose. Haben Sie Tipps, die man beachten sollte?

Steimle: Neben der steuerlichen Thematik – es läuft nicht immer so, wie man es sich wünscht – sollte man eine Nachfolgeregelung früh genug aufgleisen. Die Zeit ist ein sehr wichtiger Faktor. Mit Benj hat alles gepasst und so war jetzt die relativ kurze Zeitspanne ausreichend. Wichtig ist auch, dass Ordnung in der Firma herrscht, dass die Prozesse festgelegt sind, damit man ein funktionierendes System übergeben kann.

Knecht: Damit eine Nachfolgeregelung erfolgreich ist, muss der Inhaber loslassen, sich zurücknehmen können. Man muss ‘loslassen’ bewusst wollen. Alles sollte auf einer professionellen Basis geregelt werden können. 

Markus Steimle: Macht man dies wegen des Alters ist es nur ein Lippenbekenntnis. Wichtig ist, dass ehrlich und offen miteinander kommuniziert wird.

Marlise Steimle: Hilfreich ist auch, eine Auslegeordnung zu machen, alles genau anzuschauen und zu definieren, kann man alles so weiterführen, kann man etwas verändern? Viele Wege führen nach Rom. Hauptsache, Benj kann sich entfalten und weiterentwickeln. Es soll ihm Freude machen.

Marlise Steimle: „Hilfreich ist auch, eine Auslegeordnung zu machen.“

Markus Steimle: Benj kann mich immer fragen, was ich in diesem oder jenem Fall machen würde. Die Entscheidungen trifft er dann und trägt auch die Verantwortung.

Knecht: Es ist ja dumm, wenn man die gemachten Erfahrungen des Vorgängers ignoriert. Ich profitiere von den Erfahrungen, die Markus gemacht hat. Ich habe andere Aufgaben, als gut funktionierende Abläufe zu ändern.

Wo werden Sie den Schwerpunkt Ihrer Aktivitäten legen? Was wird sich ändern?

Knecht: Für die Kunden ändert sich die erste Ansprechperson. Das wird die auffälligste Änderung sein. Es sind laufende Prozesse, die nicht unüberlegt über den Haufen geworfen werden. Das ist für mich sehr wichtig. Die Qualität wird beibehalten. Die Kunden sind diese gewohnt. Vielleicht bringe ich etwas mehr Dynamik durch mein junges Alter rein.

Als Vertriebspartner habt ihr einerseits eine Beziehung zum Lieferanten, andererseits zu den Kunden. Was ist dabei wichtig?

Knecht: Qualität ist sicher das Wichtigste. Die Arbeit muss aber auch effizient sein.

Steimle: Transparenz ist auch hier ein Schlüssel: Wenn die Preise stiegen, stiegen sie auch bei uns, sanken die Preise, so haben wir diese auch gesenkt. Unsere Devise ist und war immer: wir wollen ehrlich geschäften. Das ist ein Kernpfeiler unserer Unternehmensphilosophie. Wir müssen alle Geld verdienen, aber der Kunde soll auch partizipieren an dem, was wir machen. Über all die Jahre hinweg bin ich nie zu einem Kunden gegangen, um Aufträge an Land zu ziehen. Die Kunden sind immer mit einem Bedürfnis auf uns zugekommen.

Was erwarten Sie von diesem Jahr

Knecht: Gerade für einen Neustart wird es herausfordernd sein. Es sind sehr anspruchsvolle Zeiten für Unternehmen in Europa, in der Kunststoffbranche, aber auch allgemein. Ich denke, mit unserer Erfahrung und unserem Know-how können wir unseren Kunden Lösungen zur Effizienzsteigerung anbieten, schwergewichtig im Recycling und in der Automation. Gerade in schwierigen Zeiten ein wesentlicher Vorteil.

Steimle: Wir können beispielsweise Automationslösungen mit Förderband und Schleusen vom Grauraum in den Reinraum anbieten – das hat es so noch nicht gegeben, aber wir als Kuma wissen, wie man so etwas konstruiert. Wir können nicht nur verkaufen. Wir können mit dem, was unsere Lieferanten uns bieten, Komplettlösungen konstruieren. Luca Virginio sagte einmal: Ihr müsst nicht Verkäufer sein, ihr müsst Integratoren sein. Die Geräte, die ihr habt, müsst ihr in den Prozess des Kunden integrieren, damit es für ihn Benefit gibt.

Was wünschen Sie Benjamin Knecht und seiner Firma?

Steimle: Benj hat bereits die ersten Aufträge entgegennehmen dürfen, was uns sehr freut. Wir durften all die Jahre sehr erfolgreich sein und nun soll auch Benj einen guten Start haben.

Was freut Sie besonders?

Knecht: Ich kann eine Firma übernehmen, die funktioniert und die sich in der Schweiz einen Namen erschaffen hat und bekannt ist. Darauf kann ich weiter aufbauen.

Werdegang Kuma Solution

2011: Firmengründung Kuma Solution GmbH, Rothrist
Inhaber: Marlise und Markus Steimle

Geschäftsführung: Marlise Steimle, Finanzen, Administration; Markus Steimle, Technik und Konstruktion

1.1.2024: Umwandlung in eine AG
Benjamin Knecht ist Inhaber und Geschäftsführer

Lieferwerke:
Achberg, Siloanlagen
Tria, Mühlen und Recyclingsysteme
Virginio Nastri, Förderbänder und Automation
Sesotec, Metallseparierer und Sortiertechnik
Euro-Chiller, Kühlanlagen und Temperiergeräte
K–M Krahl Messtechnik, Restfeuchtemessgeräte

Kontakt

Kuma Solution AG
Bresteneggstrasse 5
CH-5033 Buchs
+41 62 557 37 01
benjamin.knecht@kuma-solution.ch
www.kuma-solution.ch

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