Nach fünf geschäftigen Messetagen ist die 29. Fakuma am 19. Oktober zu Ende gegangen. Insgesamt haben 1639 Aussteller (+3% gegenüber dem Vorjahr) ihre Produkte und Dienstleistungen 36’675 Besuchern präsentiert. Im Fokus standen die Themen Effizienz, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Text und Bilder von Marianne Flury, Thomas Meier, Jörg Signer und Thomas Füglistaler
Neben dem allgemeinen Messegeschehen war die Round-Table-Diskussion ‚Digitalisierung ist top‘ ein vielbeachtetes Event. Das klare Fazit der prominenten Runde: Digitalisierung ist top! Sie ist eine Notwendigkeit. Sie ist ein Werkzeug in Richtung Effektivität, und aus der Effektivität folgt mehr Effizienz. Digitalisierung bedeutet aber auch viele Daten, die die Nutzung entsprechender Analysetools erfordern. Hierfür seien die Schnittstellen zunächst zu einer einheitlichen Sprache zu bringen, sonst scheitere die Vernetzung. Ein weiteres Highlight war der ‚Karriere-Freitag‘. Über 400 junge Interessierte haben die Chance wahrgenommen, sich über die Karrieremöglichkeiten in der Kunststoffbranche zu informieren und sich den unterschiedlichen Guided Tours angeschlossen.
Impressionen von der Fakuma 2024
Das KunststoffXtra-Team war auf der Messe unterwegs und hat mit Ausstellern über Effizienz, stabile Prozesse, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Vieles mehr gesprochen. Entgegen der wirtschaftlichen und geopolitischen Unwägbarkeiten, war auf der Messe eine positive Grundstimmung zu spüren. Hier eine Übersicht über die gesammelten Eindrücke in Wort und Bild.
Effizienzsteigerung in der Produktion
«Unsere Kernmessage – nicht nur auf der Fakuma, sondern generell – ist die Maximierung der Produktionseffizienz. Das ist das, was uns antreibt, in diese Richtung gehen wir zusammen mit unseren Kunden. Wir unterstützen sie, damit sie noch effizienter produzieren können. Der Hebel dafür ist unsere Technologie und unser Partnernetzwerk und das präsentieren wir hier», erläutert Michael Birchler, Leiter Marketing und Kommunikation bei Netstal. Anhand eines voll integrierten High-End-Produktionssystems für COC-Spritzen zeigte Netstal, wie Produktionsqualität und -sicherheit zu 100 Prozent gewährleistet werden können. Der Schlüssel dazu ist die lückenlose Erfassung und Dokumentation aller relevanten Prozess- und Qualitätsmerkmale.
Materiallösungen für die Energiewende
«Die Message an dieser Fakuma sind Materiallösungen für die Energiewende. Wir nennen das Energy Transition», erklärt Jwan Meier, Geschäftsführer der Lenorplastics Gruppe und Mitglied der Hromatka Gruppenleitung. «Dabei bieten die herausragenden Eigenschaften unserer Kunststoffe optimale Voraussetzungen für Entwickler.»Das zieht sich vom Batteriesystem über Photovoltaiksysteme bis hin zu den technischen Einrichtungen, die es braucht, wie beispielsweise Stromzähler in Haushaltungen.
Wellschläuche für höchste Ansprüche
Hasco präsentierte mit den PTFE Wellschläuchen mit Polyestergarn-Umflechtung eine innovative Temperierschlauchserie, die für höchste Ansprüche in Bezug auf Arbeits- und Prozesssicherheit, Flexibilität und Langlebigkeit ausgelegt ist. Der Schlauch hat eine sehr hohe Temperaturbeständigkeit von bis zu 260 °C für Wasser, Luft und Öl. Dadurch benötigt man nur noch einen Schlauch in der Produktion. «Das Besondere an diesem Panzerschlauch ist, dass man ihn mit einer normalen Quetschöse verpressen kann, d.h. wir brauchen keine Hydraulikpresse mehr – die Handpresse reicht vollkommen aus, um den Schlauch so prozesssicher zu machen, wie der Kunde ihn wünscht», hebt Patrick Zimmermann, Technical Sales Engineer Switzerland, die Vorzüge hervor.
PXZ und LRXplus
Nachhaltigkeit ist ein grosses Thema. Gerade die vollelektrische PX-Baureihe von KraussMaffei, die nun mit der Mehrkomponentenausführung als PXZ (Huckepack-Ausführung) erweitert wurde, kann die Anforderung nach nachhaltigen Prozessen effizient, präzise und flexibel erfüllen. «Neu ist auch die Überarbeitung unseres Lineargerätes LRX. Der LRXplus Linearroboter ist stabiler und schneller geworden, auch schneller in Betrieb zu nehmen, was ihn insgesamt flexibler und wirtschaftlicher macht», erklärt Bruno Schleiss, Geschäftsführer von Krauss-Maffei (Schweiz) AG. Dank seiner kompatiblen Schnittstellen lässt sich der LRXplus mit nahezu jeder Anlage kombinieren – sei es mit Spritzgiessmaschinen von KraussMaffei oder anderen Herstellern oder aber als Stand-Alone-Lösung für alle anderen Automationsaufgaben.
Auf Qualität und Langlebigkeit ausgerichtet
Ziel der HB-Therm AG im vergangenen Jahr war, für die Baureihe 62 eine neue Leistungsdimension zu erreichen. Entsprechend hat sich das Unternehmen in verschiedenen Bereichen – sei es bei der Pumpenleistung, Heizleistung oder Kühlleistung oder im Temperaturbereich – weiterentwickelt. «Dieses Jahr stellen wir das Baugrösse 62 Thermo-6-Gerät vor mit Vorlauftemperaturen bis 180 °C. «Wir haben eine Fördermenge von bis zu 140 l/min in den Ausführungen 6P und 6R. Die 6P-Pumpe weist durch ihre spezielle Bauweise und die Vermeidung von Wirbelstromverlusten eine um 20% höhere Energieeffizienz auf. Bei der Kühlleistung konnten wir bis auf 120 kW expandieren. Insgesamt können wir mit der Baugrösse 62 von der Vorgängerversion Serie 5 die Baugrössen 2 als auch 3 ablösen und das bereits mit der zweitgrössten Temperiergerätebaureihe der Thermo-6», hebt Muhammed Kakis, Communication & Business Development Manager, die Weiterentwicklung hervor. Auch bei diesen Geräten bietet HB‑Therm eine lebenslange Garantie auf die Heizung und Durchflussmesser.
Flexible und zuverlässige Dosierung
Ein Highlight auf dem motan-Stand war das neu entwickelte Dosier- und Mischgerät Gravicolor 310. Das Besondere an diesem Gerät ist das einzigartige motan-Konusdosiersystem, das ein präzises Mischen von bis zu acht Materialien mit höchster Rezepturgenauigkeit ermöglicht. Seine modulare Bauweise gewährleistet optimale Leistung, Flexibilität und Zuverlässigkeit beim Spritzgiessen, Blasformen und insbesondere bei Extrusionsanwendungen. Alle Gravicolor-Geräte sind mit der erweiterten IntelliBlend-Analysefunktion ausgestattet, die Rezepturen, Materialien und Betriebsumgebungen aufzeichnet und dokumentiert. Dieses selbstoptimierende System stellt sicher, dass der Anwender kontinuierlich den bestmöglichen Arbeitspunkt erreicht.
Farbe verbunden mit Fasern und Flakes
Grafe hatte bereits vor zwei Jahren begonnen, in Kunststoffe Fasern und Flakes als optischen Effekt einzubauen. Der Vorteil dabei ist, dass in Verbindung mit der richtigen Oberfläche im Werkzeug – sei es nun eine textile Oberfläche oder eine Steinoberfläche – durch die Einarbeitung von Fasern und Flakes in die Farbe Strukturen (Holz-, Stein- sowie verwebte Faserstrukturen, mattiert und kontrastiert, glänzend oder transparent) realisiert werden können, die die gewünschten Effekten vermitteln. «Die Idee kam aus dem Automobilsektor, aber wir merken, dass uns immer mehr Kunden auf diesen Effekt aus anderen Branchen ansprechen. Zudem hat man den Vorteil, dass das Teil nicht lackiert, das Material also durchgefärbt und entsprechend kratzunempfindlich ist. Das funktioniert mit fast jeder Farbe, wenn die Oberfläche darauf abgestimmt ist», versichert Manfred Fischer, Head of Marketing bei Grafe.
Color Technik stärkt den Medical-Bereich
Der Stand der Color Technik AG ist bunt, strahlt Atmosphäre aus. Das ist gewollt so. «Die Kunden sollen sich an unserem Stand wohlfühlen, sich austauschen können. Uns ist wichtig, die Partnerschaft, die wir mit unseren Kunden pflegen, auch auf dem Stand zu zeigen», erklärt Jan Meik Menke, Geschäftsführer von Color Technik. «Der Messeauftritt dient aber auch dazu, den Leuten zu vermitteln, dass wir noch stärker in Richtung Medical gehen wollen. Die Zertifizierung ISO 13485:2016 im letzten Jahr ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.» Um die Stossrichtung zu untermauern, hat Color Technik mit Giacomo Marchetti einen Mann mit langjähriger Erfahrung mit Kunststoffen an Bord geholt. «Wir sind in der Grafe Gruppe zuständig für den Medical Bereich, für den Giacomo Marchetti nun Ansprechperson ist. Er hat die Aufgabe, den Medical Bereich mit der Color Technik auszubauen. Das ist sein Steckenpferd», freut sich Menke über den neuen Mitarbeiter.
Engel positioniert sich als verlässlicher Partner
Die neue vollelektrische Spritzgiessmaschine e-mac 500 feierte auf der Fakuma ihre Premiere. Mit einer Schliesskraft von 5000 kN kombiniert die Maschine hohe Leistung, Energieeffizienz und eine kompakte Bauweise, die den Anforderungen heutiger Produktionsumgebungen gerecht wird. «Der Messeauftritt von Engel hat auch zum Ziel zu zeigen, wie nahe wir mit unseren kundenorientierten Lösungen den Kunden sind», sagt Andreas Spicker, Engel Austria. «Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit – kleinerer Footprint, Reduktion der Standfläche und der Energiekosten mit der Zielgruppe ‘Lohnfertiger’, egal ob diese nun kleine oder ganz grosse Maschinen haben.»
Extrex Zahnradpumpe der neuesten Generation
Auf dem Stand der Maag Group war ein Schnittmodell der Zahnradpumpe der neuesten Generation, die Extrex 63, ausgestellt. «Das Schnittmodel zeigt den Kunden die Vorteile – 10-15% grössere Effizienz, 10-12% weniger Energieverbrauch – und wie die Pumpe funktioniert», erklärt Iris Fischer das Modell. Die Pumpe gibt es auch in einer Recyclingausführung. Diese kann grössere Fremdkörper fahren, ohne die Lager und die Welle zu beschädigen. Auf dem Stand waren weitere Geräte für das Recycling ausgestellt, u.a. auch den selbstreinigenden Hochleistungsschmelzefilter Eco 350 von Maag Ettlinger.
Boy Electric – Bewährtes neu gedacht
Neben den servohydraulischen Maschinen der E-Baureihe gibt es nun neu die Boy Electric Baureihe im Schliesskraftbereich 350-800 kN. Sie zeichnet sich durch eine kompakte Bauweise mit bewährter Zwei-Platten-Schliesseinheit aus. Dazu gibt es eine breite Palette an Schneckengrössen (12-32 mm). Die Steuerung des Handlinggeräts LR 5 ist vollständig in der Steuerung der Spritzgiessmaschine integriert. «Neu ist nicht nur das Antriebssystem, sondern auch das Maschinendesign», weist Stefan Imhof, Geschäftsführer von Thomatech, der Boy-Vertretung in der Schweiz, auf das neue Outfit hin.
Biesterfeld erhält ISCC plus Zertifikat
«Nachhaltigkeit – das ist das Thema, an dem wir – insbesondere auch in der Schweiz – am Arbeiten sind», sagt Stefan Tschanz, Verkaufsleiter von Biesterfeld Plastic Suisse. Ab Januar 2025 wird das Unternehmen ISCC plus zertifiziert sein. «Das ist auch für unsere Kunden wichtig, denen wir damit die ganze Lieferkette aufzeigen können», so Tschanz weiter. «Zudem informieren wir über den Wechsel unseres Lieferanten – von DuPont zu Celanese. DuPont hat sein Produktportfolio bis auf ein paar Spezialitäten letztes Jahr an Celanese verkauft. Wir haben viele neue Produkte dazu erhalten, die wir ab 1. Januar 2025 vertreiben können.»
Grosser elektrischer Allrounder mit neuem Design
Mit der 720 E Golden Electric präsentierte Arburg ihre neueste Generation von preiswerteren Maschinen mit dem neuen Design. «Das Design der grösseren Maschinen haben wir geändert. In Zukunft werden alle Maschinen ab 250 t, elektrisch, hybrid und hydraulisch, so aussehen wie die 720 E. Die Maschinen sind platzsparend, schmaler, kompakter, d.h. die Stellfläche ist kleiner, was besonders für die Schweiz interessant ist», hebt Marcel Spadini, Geschäftsführer der Arburg AG, hervor. Als Publikumsmagnet erwies sich auch die arburgSOLUTIONworld rund um die imposante LED-Säule, wo die Fachbesucher von individueller Beratung zu aktuellen Themen profitierten. Des Weiteren zählen auch die komplexen Automationsanlagen zu den Highlights auf dem Messe-Stand und die Arburg Steuerung Gestica.
Albis präsentiert breites Produktportfolio
Nach wie vor stehen die Themen Nachhaltigkeit und Recycling im Fokus. Daneben sind aber – gerade für die Schweiz – medizintechnische Produkte von grossem Interesse. «Albis ist bekannt, weil wir speziell für die Medizintechnik im Mutterhaus in Hamburg eine eigene Abteilung haben, wo für alle Regularien Experten beratend zur Seite stehen. Sie klären ab, ob es sich um ein Medizintechnikprodukt handelt, was es braucht, um die Regularien einzuhalten, ob es das richtige Material ist, usw. Wir stehen dem Kunden von der Projektplanung bis zur Verrechnung zur Seite», betont Geminiano Virgilio, Area Sales Manager bei Albis Impex.
Kupplungsbahnhöfe von Piovan
«Wir stellen hier zwei Varianten von Kupplungsbahnhöfen vor. Die eine Variante ist der automatische Kupplungsbahnhof Easylink+, der vollautomatische Materialzuführung gewährleistet und fehlerfrei über die Steuerung abbildet. Easylink+ kann bis zu 60 Ein-/Auslässe mit Rohrgrössen von 40 bis 76 mm bei minimalem Platzbedarf verwalten. Auf der anderen Seite zeigen wir den Handlink Evo Kupplungsbahnhof, der mit RFID-Kupplungen ausgestattet ist. In Verbindung mit der Steuerung Easy3+ kontrolliert das Zuführsystem das ordnungsgemässe Schliessen bzw. die Übereinstimmung zwischen Quelle und Ziel, indem es die Zuführzyklen im Falle eines offenen Stromkreises oder einer Materialfehlanpassung unterbricht und den Bediener alarmiert», erläutert Thomas Dubler, Geschäftsführer der Ingenieurbureau Dr. Brehm AG, Schweizer Vertretung von Piovan.
Der Wille zu klimafreundlichen Lösungen ist da
Technotrans denkt an die Zukunft und ist heute so aufgestellt, dass sie die GWP-Werte (Global Warming Potential) senken kann. Das zeigt das Unternehmen am Beispiel seiner Kältemaschinen. Technotrans ist in der Lage, Standard-Kältemaschinen mit herkömmlichen Kältemitteln auszuliefern, aber als Alternative auch mit einem natürlichen Kältemittel – wie z.B. Propan R290 – auszustatten. Ganz nach dem Motto ‚Bedarfsgerechte Kühlung für jeden Anwendungsfall – schlüsselfertig aus einer Hand‘. «Vorteil der natürlichen Kältemittel ist, man hält die Vorschriften ein und wird den Anforderungen nach Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit gerecht. Auf der anderen Seite sind bauliche Massnahmen nötig, weil Propan entflammbar ist und somit einer anderen Schutzklasse angehört», sagt André Hardmeier vom Ingenieurbureau Dr. Brehm AG, der Schweizer Vertretung von Technotrans.
Erwartungen erfüllt
«Die Erwartungen, die ich an die Fakuma habe, sind ganz klar erfüllt», freut sich der Inhaber und Geschäftsführer von Büchler, Reinli + Spitzli. «Es ist eine tolle Messe, das kann ich bereits nach dem 2. Tag sagen. Es ist ein Sehen und gesehen werden mit sehr intensiven Gesprächen.» Das Unternehmen in Flawil bietet für die Kunststoffverarbeitung Spritzgussformen, Ersatzteile und Revisionen von Werkzeugen an.
Duroplaste sind nachhaltig
Aareplast verdeutlichte an ihrem Stand, dass Duroplaste auch nachhaltig sein können. So lassen sich beispielsweise Duroplaste, die nicht aus der Petrochemie stammen, sondern aus Cellulose gemacht werden, recyceln. Diese biobasierten Werkstoffe hinterlassen kein Mikroplastik, sie sind lichtstabil, d.h. sie zersetzen sich nicht im Wasser, sind kratzfest und sehr hoch temperaturbeständig. «Für die Herstellung von Duroplastteilen aus Cellulose benötigen wir zehnmal weniger Energie und fast zehnmal weniger Wasser. Das war den Leuten vorher – bevor das Thema Nachhaltigkeit überhaupt zum Thema wurde – nicht bewusst. Es hat auch niemanden interessiert», erklärt Geschäftsführer Martin Wipf.
Gemeinsamer Auftritt von Oni und Kuma Solution
«Wir sind als Kuma Solution erstmals als Partner auf dem Oni-Stand. Für uns sehr, sehr wichtig ist, dass wir unser Portfolio mit den qualitativ hochstehenden Produkten von Oni ergänzen und mit der Firma zusammen – bei der Mitarbeiter und Service im Vordergrund stehen – nachhaltige und energieeffiziente Lösungen als Gesamtpaket für jeden Kunden anbieten können», betont Benjamin Knecht, Geschäftsführer von Kuma Solution, Schweizer Vertretung von Oni.
Energieeffiziente, leistungsstarke Spritzgiesstechnologie
Wittmann stellte u.a. eine leistungsstarke SmartPower B8X 120 mit elektrischem Spritzaggregat als Combimould-Ausführung mit einem in die Zelle integrierten Wittmann Roboter W918 vor. Dieser legt die im Magazin aufbereiteten Metallteile und vorgeformten Dekorationsfolien in das Werkzeug ein, wo sie mit Polycarbonat um- resp. hinterspritzt werden. Der Grundkörper wird anschliessend mit einer Dreheinheit in die zweite Station gedreht und dort mit TPE umspritzt, um eine bessere Griffigkeit zu erhalten. Die Fertigteile werden auf das Förderband der kompakten Insiderzelle ablegt. «An diesem Beispiel sehen wir, welche Anforderungen die Kunden – gerade auch in der Schweiz – stellen und für die wir entsprechende Lösungen bieten müssen», erklärt Thomas Robers, Geschäftsführer von Battenfeld (Schweiz). Und Gjone Kabashi, Geschäftsführer von Wittmann Kunststofftechnik, ergänzt: «Wichtig ist, dass man flexibel bleibt und der Kunde – auch wenn ein Produkt ausläuft – die Maschine weiterhin betreiben und andere Anwendungen realisieren kann.» Einen weiteren Punkt, den Kabashi anspricht ist das Thema Sicherheit. Neu bietet Wittmann die komplette CE (Konformitätserklärung) als Dienstleistung direkt in der Schweiz an. «Das wird von unseren Kunden sehr geschätzt.»
Manufacturing Execution System von bfa
bfa solutions merkt nicht viel von den aktuellen Krisen. Die Auftragslage ist nach wie vor sehr gut. Das Softwareprodukt für die Kunststoffbranche ist gefragt, weil sich immer mehr Kunden mit dem Thema MES (Manufacturing Execution System) auseinandersetzen und solche Systeme in ihrer Fertigung einsetzen wollen. Die Verarbeitung von Prozessdaten gewinnt vor dem Hintergrund der Ressourcen- und Energieeffizienz zunehmend an Bedeutung.
Seitlicher Nadelverschluss von Ewikon
Der seitliche Nadelverschluss von Ewikon gibt Kunden die Möglichkeit, Konturen an Orten anzuspritzen, wo es vorher gar nicht möglich war. Die skalierbare Lösung lässt sich in Werkzeuge von 8 bis 32 Kavitäten einsetzen. Die Nadelposition kann auf den Hundertstelmillimeter genau eingestellt werden. Das lässt sich während der Produktion über einen mechanischen Regler einstellen, ohne dass es zusätzliche Abstimmungsarbeiten bräuchte.
Tiefziehmaschinen von Geiss
Bei Geiss ist Automatisierung das Thema der Stunde. Aufgrund des Fachkräftemangels in Europa ist es zunehmend wichtig, Arbeitskräfte einzusparen. Geiss bietet zur Beschickung und Entnahme der Tiefziehmaschine Handlingroboter an. Der Roboter holt das fertige Teil ab und legt es direkt auf die Fräsmaschine zur Nachbearbeitung. Dabei werden die entstehenden Späne abgesaugt, weil sie sonst statisch aufgeladen der Maschine zusetzen würden und im schlimmsten Fall den Tiefziehprozess stören könnten.
Tool-Temp mit neuer Gerätelinie
Die neue Generation der Temperiergeräte von Tool-Temp wurde in vielen Punkten verbessert. Die selbstgeschriebene Software überwacht und steuert alle Prozesse innerhalb des Gerätes. So lässt sich die gewünschte Temperatur noch genauer regeln und durch die standardmässig verbauten Frequenzumformer sparen die Geräte im Dreischichtbetrieb bis zu 90% der Stromkosten. Neu ist ein Touch-Display verbaut, über das sich auf einfache Weise Einstellungen vornehmen lassen. Die Geräte können aber auch direkt über die Spritzgiessmaschine angesteuert werden.
SKS – Vielseitige und individuelle Kundenlösungen
Das Unternehmen achtet seit jeher auf eine breite Diversität bei der Kundschaft. Weil so verschiedene Branchen abgedeckt werden, hat der Auftragsfertiger trotz schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen volle Auftragsbücher. Die Messe wird zwar ruhiger wahrgenommen als in den vergangenen Jahren, für SKS ist es aber dennoch eine wichtige Gelegenheit zur Pflege der Bestandskunden.
Wenn es um Energieeffizienz geht
Entgegen der wirtschaftlichen Stimmung läuft es auch bei L&R Kältetechnik gut. Thomas Imenkämper sieht einen Grund darin, dass Energieeffizienz gerade ein grosses Thema ist und sich mit den Anlagen von L&R Energie sparen lässt. Ausserdem gibt es in Deutschland hohe Förderbeiträge auf die Beschaffung einer Kälteanlage, was dem Unternehmen laut Imenkämper gerade in die Hände spielt. Die Aufklärung der Kunden über die gesetzlichen Verordnungen zum Einsatz geeigneter Kältemittel ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Kühlanlagenherstellers.
Mitarbeiter als höchstes Gut
Weiss Technik beschäftigt 180 Mitarbeitende wovon 18 Lernende sind. „Wir merken, dass es auch da schwierig ist, junge Leute zu bekommen“, sagt der Geschäftsführer, Jürgen B. Weiss. Das Unternehmen existiert seit 1946 und die drei Teilhaber sind alle dort beschäftigt. In dieser Stabilität sieht Weiss eine gewisse Attraktivität, die es trotz Fachkräftemangel möglich macht, geeignete Arbeitskräfte zu finden.
Sepro – Automationszellen auf engstem Raum
Sepro zeigte eine Anlage eines Kunden aus der Medizintechnik. Dabei werden auf engem Raum Spritzgussteile entnommen und in eine Kiste verpackt. Volle Kisten werden automatisch abtransportiert und leere rücken nach. So kann man etwa über Nacht die Produktion laufen lassen, ohne dass Eingriffe eines Operateurs nötig wären.
Material für Mehrwegbecher – Granula hat die Farben dazu
Recyclingmaterialien sind eine Möglichkeit für Nachhaltigkeit, eine zweite sind Biopolymere. Damit lässt sich der CO2-Fussabdruck reduzieren, was zunehmend ein wichtiges Thema ist. Regulatorien für den Post-Consumer-Bereich werden in Europa immer strenger und sind schwieriger einzuhalten. Deshalb gibt es Rücknahmesysteme wie etwa reCup in Deutschland. Das sind Mehrwegbecher, die man mit dem Getränk kauft, einfach reinigen und wieder auffüllen lassen kann, oder zurückbringt, und dann das Depot zurück erhält. Granula liefert auf Ökotoxizität getestete Farben für solche Produkte.
Cold Jet reinigt eiskalt
Die nichtabrasive Oberflächenreinigung mit Trockeneis eignet sich unter anderem für die Reinigung von Spritzgiesswerkzeugen. Dabei wird Trockeneis als Strahlmittel mit Druckluft beschleunigt, trifft auf die Oberfläche auf, wo es vom festen Zustand direkt in den gasförmigen wechselt. Dabei wächst das Volumen des CO2 schlagartig um etwa das 600-fache an. Dadurch wird viel Energie frei, die dazu führt, dass der Schmutz von der Oberfläche wegtransportiert wird.
Volle Kontrolle bei Fanuc
Die Steuerungssoftware von Fanuc läuft auf dem eigenen Server und bietet die volle Kontrolle über die eingebundenen Maschinen. Speziell: Weil Fanuc die CNC-Steuerung, die Servomotoren und die Verstärker selbst herstellt, gibt die Software den kompletten Einblick in alle Prozesse innerhalb der Maschine. Die Philosophie des Komponenten-Lieferanten zieht sich durch das gesamte Unternehmen. Eine Spritzgiessmaschine ist ebenso eine Komponente wie ein Roboter oder eine CNC-Steuerung. Das heisst, der Kunde verfügt über alle Daten und kann damit tun was er möchte.
Wagner zeigt neue Wege auf
Eine Stärke von Wagner ist unter anderem der Ersatz von Metallteilen durch Kunststoff. An der Messe wurde ein interessantes Werkstück gezeigt. Ein 2 Kilogramm schwerer Ventilblock aus Messing wird in einem aufwändigen Spritzgiessprozess als Kunststoffteil gefertigt. Die Metallbearbeitung für den Block dauert rund 2 Stunden. Nun wird der Ventilblock innert einer Minute hergestellt zu ca. 10 Prozent der Kosten. Der Block besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff, führt in der Anwendung ein Medium bei einer Temperatur von 180°C und ist in der Spitze bis zu 40 bar druckdicht. Das Werkzeug besitzt 40 Kerne und bewegt sich im Spritzgiessbereich auf dem Stand der Technik.
Tanner mit Spitzen-Technologie
Die Tanner Formenbau AG hat sich auf den Medizinbereich spezialisiert. Der Formenbauer baut unter anderem Werkzeuge für Pipettenspitzen. Die Anforderungen sieht man dem fertigen Produkt kaum an. Die Teile sind dünnwandig, müssen ganz gerade sein und die Spitze muss gratfrei sein. Teilweise werden im Labor auf Testplatten 384 Proben auf einmal platziert. Das erfordert neben einer hohen Präzision auch eine hohe Zuverlässigkeit.
Ausblick
Bettina Schall schaut für die Branche optimistisch in die Zukunft. „Auch wenn die gegenwärtige Lage eingetrübt ist und viele hochkomplexe Problemlagen gleichzeitig zu bewältigen sind, ist diese geballte Innovationskraft, die auf der Fakuma 2024 zu erleben war, ein gutes Zeichen dafür, dass wir die Handlungsfelder beherzt und zuversichtlich angehen“, meint die Messechefin. „Die zurückliegenden Messetage haben dazu beigetragen, konstruktive Ansätze Schritt für Schritt umsetzbar zu machen.
Die 30. Fakuma wird vom 12. bis 16. Oktober 2026 wieder in Friedrichshafen stattfinden. Da es in der Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen um den Messe-Samstag gekommen ist, hat der Messeveranstalter eine Umfrage bei den Ausstellern gemacht. Die Mehrheit habe sich für eine Durchführung von Montag bis Freitag ausgesprochen, heisst es auf Anfrage bei der Messeleitung.