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Der Kreis beginnt sich zu schliessen

Noch immer werden in der Schweiz rund 80% der Kunststoffe verbrannt. Im Bereich des Haushaltkunststoffs werden aber immer grössere Sammel- und Wiederverwertungserfolge verzeichnet. Bisheriger Höhepunkt: Im Kanton Bern haben seit Mai 2023 über 180 zusätzliche Gemeinden mit über 550'000 Personen die Möglichkeit, ihren Haushaltplastik dem Recycling zuzuführen.
2013 hat die InnoRecycling AG das Haushaltplastik-Sammelsystem «Bring Plastic back» ins Leben gerufen. (Bild: zVg)

Noch immer werden in der Schweiz rund 80% des Kunststoffabfalls verbrannt. Im Bereich des Haushaltkunststoffs werden aber immer grössere Sammel- und Wiederverwertungserfolge verzeichnet. Bisheriger Höhepunkt: Im Kanton Bern haben seit Mai 2023 über 180 zusätzliche Gemeinden mit über 550’000 Personen die Möglichkeit, ihren Haushaltplastik dem Recycling zuzuführen.

Doch alles der Reihe nach. Bereits im Jahr 2013 hat die InnoRecycling AG, thurgauisches Spezialunternehmung im Kunststoffbereich, das Haushaltplastik-Sammelsystem «Bring Plastic back» ins Leben gerufen. Seither werden in kostenpflichtigen Sammelsäcken Verpackungen, Folien und Flaschen aller Art gesammelt. Zusammen mit diversen Sammelpartnern konnte das System nach und nach in verschiedenen Schweizer Gemeinden eingeführt und verankert werden. Mit dem System «Bring Plastik back» war der Grundstein für eine effiziente und nachhaltige Kunststoffsammlung in der Schweiz gelegt.

In 57% aller Schweizer Haushalte kann heute Kunststoff gesammelt werden. (Bild: zVg)

Weg des Plastiks dokumentiert

Seither hat die Sammlung von Haushaltkunststoffen eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Diesem Ansatz schlossen sich immer mehr Unternehmen und Initianten an, was zu neuen Systemanbietern führte. Heute sind diese Akteure im Verband Schweizer Plastic Recycler (VSPR) vereint, der als Dachorganisation fungiert und die verschiedenen Systeme koordiniert. Durch die VSPR-Zertifizierung und dem umfassenden Stoffstrommonitoring nach der Methode der Empa wird sichergestellt, dass die Kunststoffsammlung hohen Qualitätsstandards gerecht wird. Sorgfältig dokumentiert zeigt das Monitoring auf, wieviel des gesammelten Haushaltplastiks stofflich verwertet wird und was aus den verarbeiteten Stoffströmen entsteht.

Der Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft für Plastikverpackungen ist insbesondere aus ökologischer Sicht dringend erforderlich. (Bild: zVg)


Die heutigen Eckdaten der im VSPR vereinten Sammelsysteme beeindrucken: in über 910 verschiedenen Schweizer Gemeinden mit über 4,8 Millionen Einwohner/innen kann aktuell Haushaltkunststoff gesammelt werden. Dies entspricht 57% aller Haushaltungen.

Gleiche Bedingungen für alle

Mit ihrem Projekt im Kanton Bern hat das marktführende System der InnoRecycling AG massgeblich zum ausgezeichneten Sammelresultat 2023 beigetragen und gleichzeitig eine nächste Hürde genommen. Das schweizweit erste, kantonal einheitliche und national mit «Bring Plastic back» kompatible Sammelsystem für Haushaltkunststoffe und Getränkekartons liefert den Beweis, dass eine Umsetzung mit den gleichen Bedingungen für alle Gemeinden möglich ist. Zudem ist die Lösung auf einem einheitlichen Finanzierungssystem, auf der Umsetzung im Rahmen des bestehenden Abfallmonopols und in Zusammenarbeit mit dem Kanton, den Gemeinden, dem Detailhandel und den Logistikpartnern aufgebaut.

Bei Haushaltskunststoffen werden immer grössere Sammel- und Wiederverwertungserfolge verzeichnet. (Bild: zVg)

Flächendeckung als Ziel

«Die Akzeptanz bei den Gemeinden und in der Bevölkerung des Kantons Bern ist sehr erfreulich», erklärt Marc Briand, Geschäftsführer des Sammelsacksystems der InnoRecycling AG. «Bisher wurden im Kanton Bern bereits 1,28 Mio. Sammelsäcke in den Umlauf gebracht und 430 Tonnen Haushaltkunststoffe gesammelt.» Angesichts der bisher erreichten Abdeckung ist man für das langfristige Ziel – die Erreichung einer Flächendeckung – jedoch gut auf Kurs.

produkte aus recyceltem Kunststoff. (Bild: zVg)

Im Übrigen hat das System auch bereits über die Kantonsgrenze hinaus auf nationaler Ebene für Aufsehen gesorgt. So wurde von verschiedener Seite Interesse an einer allfälligen geografischen Ausweitung bekundet. Dem System seien kaum Grenzen gesetzt, erklärt Marc Briand. Es gelte aber, dem bisherigen Motto «es tatsächlich tun, statt nur darüber zu sprechen» treu zu bleiben.

www.sammelsack.ch

Kunststoffverpackungen: Die grossen Herausforderungen

Der Verbrauch von Kunststoffverpackungen nimmt kontinuierlich zu, was zu einer steigenden Menge an Plastikabfällen führt. Die Produkte werden hergestellt, kurz verwendet und dann weggeworfen. Um eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten und unsere Umwelt langfristig zu schützen, muss sich bei der Verpackungsmaterialwahl und insbesondere beim Umgang mit Kunststoff etwas ändern. Das Recycling von Verpackungen wird insbesondere erschwert durch die Vielfalt an Kunststoffarten, Farben, Klebern und Etiketten. Um den Kreislauf zu schliessen, benötigen wir daher Kunststoffverpackungen, die nicht aus Verbundmaterialien und leicht recycelbar sind. Dies ist eine Herausforderung, der sich derzeit Gesetzgeber, Hersteller, Recyclingindustrie, Einzelhandel und Verbraucher stellen müssen.

Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hier das recyclinggerechte Design von Plastikverpackungen, um die Ausbeute und den Wert der Verpackungsmaterialien zu steigern. Für die Produzenten von Kunststoffverpackungen stellen sich einige Herausforderungen. Künftig sollte man:

  • auf Monomaterial umsteigen oder leicht trennbare Materialien verwenden. Zudem ist es ratsam, dass Verschlüsse aus dem gleichen Material wie der Rest der Verpackung bestehen.
  • zur besseren Materialerkennung in der Sortieranlage für die Kunststoffverpackungen helle oder transparente Farben verwenden, den Druck auf der Oberfläche minimieren und Metalliceffekte vermeiden.
  • entweder auf Etiketten verzichten oder solche verwenden, die aus dem gleichen Material wie die Verpackung bestehen. Eine Möglichkeit sind wasserlösliche oder leicht abtrennbare Etiketten.
  • darauf achten, dass die Verpackungen leicht zu entleeren sind, beispielsweise durch glatte Innenflächen und breite Öffnungen.

Der Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft für Plastikverpackungen ist insbesondere aus ökologischer Sicht dringend erforderlich. Eine recyclinggerechte Verpackung ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz, da sie die Sammlung, Verwertung und das Recycling vereinfacht, das Abfallaufkommen und CO2-Emissionen reduziert, Kosten einspart und hochwertige Sekundärrohstoffe dem Wertstoffkreislauf wieder zuführt.

RecyPac für eine schweizweite Sammlung

Für die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen und Getränkekartons haben Produzenten und Akteure der Wertschöpfungskette Ende 2023 den neuen Verein «RecyPac – Kreislauf Plastik und Getränkekarton» gegründet. Er verfolgt das Ziel, eine harmonisierte, flächendeckende Sammlung und Verwertung in der Schweiz zu etablieren. Gleich wie bei den VSPR-zertifizierten Systemen setzt RecyPac auf kostenpflichtige Säcke, in denen alle Kunststoffverpackungen (exkl. PET-Getränkeflaschen) und Getränkekartons gesammelt und zur Sammelstelle zurückgebracht werden können.

www.recypac.ch

VSPR: Im Einsatz für gebrauchte Kunststoffe

Der Verband Schweizer Plastic Recycler (VSPR) setzt sich für umweltbewusste Stoffkreisläufe im Bereich des Plastikrecyclings ein. Beim Umgang mit Plastikabfällen kämpft der VSPR für weniger Verbund-Verpackungen, für rezyklierfähigere Verpackungen, für mehr Qualität und Transparenz im Recycling und für vermehrten Einsatz von Rezyklaten in Verpackungen. Seit 2020 betreibt der Verband ein branchenweites Monitoringsystem für Kunststoffsammlungen sowie eine Zertifizierung für Sammelsysteme. Dieses Gütesiegel erlaubt Konsumentinnen und Konsumenten, ihre Plastikabfälle mit gutem Gewissen abzugeben.

www.plasticrecycler.ch

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