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Die häufigsten Fragen zu den Bildungsplänen

Kunststoff.swiss ist als zuständiger Branchenverband der Kunststoffindustrie für die beiden Berufsbilder Kunststofftechnologe/in EFZ und Kunststoffpraktiker/in EBA (vorher Kunststoffverarbeiter/in EBA) zuständig. Momentan werden diese Berufe revidiert – das wirft viele Fragen auf.
Standard für Bildungspläne
Die Handlungskompetenzorientierung gilt als neuer Standard für Bildungspläne. (Bild: iStock)

Kunststoff.swiss ist als zuständiger Branchenverband der Kunststoffindustrie für die beiden Berufsbilder Kunststofftechnologe/in EFZ und Kunststoffpraktiker/in EBA (vorher Kunststoffverarbeiter/in EBA) zuständig. Momentan werden diese Berufe revidiert – das wirft viele Fragen auf.

Von Noel Gilomen

Wie wurden die neuen Bildungspläne erarbeitet?

Die neuen Bildungspläne wurden durch unsere pädagogische Begleitung, Eva Heinimann, b-werk bildung gmbh erstellt. Der Inhalt wurde in 12 Workshops durch unsere Ausbildungsbetriebe, die üK-Zentren und durch Lehrpersonen erarbeitet.

Die Form des Bildungsplans wird vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, SBFI, vorgeschrieben und kann nicht geändert werden. Die «Handlungskompetenzorientierung» gilt dabei als neuer Standard für Bildungspläne – deshalb ist auch unserer so aufgebaut.

Wieso wird aus Kunststoffverarbeiter/in EBA neu Kunststoffpraktiker/in EBA?

Technisch-handwerkliche EBA-Ausbildungen enden meist mit «-praktiker/in». Unsere EBA-Ausbildung war da ein Aussenseiter. Aus diesem Grund und weil wir an Berufsmessen oft verwirrte Gesichter gesehen haben, wenn wir erklärten, dass ein Kunststofftechnologe genau wie ein Kunststoffverarbeiter Kunststoff verarbeitet – haben wir uns dazu entschlossen, den Titel zu ändern.

Es gibt keine Fachrichtungen mehr – wieso?

Die Fachrichtungen schaden der Arbeitsmarktfähigkeit der zukünftigen Fachkräfte, weil diese zu spezialisiert ausgebildet werden, und sie verhindern eine effektive Planung für Schule und üK. Zudem können diverse kunststoffspezifische Technologien wie z.B. 3D-Druck oder Schäumen heute nicht ausgebildet werden, weil es keine entsprechende Fachrichtung gibt. Deshalb hat sich die Industrie entschlossen, die Fachrichtungen abzuschaffen. Die Kantone und der Bund begrüssen diesen Entscheid aufgrund der Komplexitätsreduzierung sehr.

Sind digitale Lösungen geplant wie z.B. time2learn?

Ja! Es soll aber Schritt für Schritt digitalisiert werden. Einige Lösungen sind bereits auf 2022 geplant wie das Erfassen der Lernenden und Einteilungen der üK. Weitere Schritte werden ab August 2022 erfolgen.

Wie wird gewährleistet, dass die Lernorte aufeinander abgestimmt sind?

Ein Teil der neuen Bildungsdokumente ist die Lernortkooperations-Tabelle, kurz: «LOK-Tabelle». Diese zeigt auf, wann welche Inhalte ausgebildet werden. Bei der Erarbeitung haben wir darauf geachtet, dass die Berufsschulen auf die überbetrieblichen Kurse abgestimmt sind. Auch der Übergang von EBA zu EFZ wurde besser abgestimmt. Die LOK-Tabellen finden Sie unter www.kunststoff.swiss/bipla22.

Wieso werden die üK-Tage erhöht?

Die Erhöhung der üK-Tage hat mehrere Gründe: Durch die Auflösung der Fachrichtungen wird die Ausbildung breiter und vernetzter. So sind zusätzlich neue Bildungsinhalte wie Automation, Beratung und Nachhaltigkeit dazugekommen.

Ausserdem: Wird nach dem EBA das EFZ angehängt, können die Kurse angerechnet werden – ein erneuter Besuch ist nicht nötig.

Wie wirkt sich die Erhöhung der üK-Tage auf die Kosten aus?

Die Erhöhung der üK-Tage generiert auch mehr Kosten. Um vor allem um die Firmen aus der Ostschweiz zu entlasten, ist neu die libs ein üK-Partner von Kunststoff.swiss. Muss trotzdem ein Hotel gebucht werden, will Kunststoff.swiss Vergünstigungen anbieten. Mitglieder des Verbands profitieren ausserdem von Mitgliederrabatten auf die üK-Kosten.

Wieso zählen die üK neu zur Abschlussnote?

Mit der Erhöhung der üK-Tage und dem Wegfall der Teil- und Theorieprüfung haben die üK in der neuen Ausbildung einen viel höheren Stellenwert als bisher. Die üK-Note hilft als Standortbestimmung. Da die üK jeweils mehrere Tage dauern, bieten sie mehr Einblick als die Momentaufnahme einer einzelnen Prüfung.

Was bedeutet Handlungskompetenzorientierung für die Berufsfachschulen?

Mit Handlungskompetenzen treten wir in eine neue Ära des Unterrichtens ein. Die klassischen Fächer wie Mathematik, Werkstoffkunde, Physik etc. werden wegfallen – die meisten Themen bleiben jedoch bestehen. Ausgangslage ist eine Handlungskompetenz: Die Lehrpersonen vermitteln Wissen und Kenntnisse, welche für eine konkrete, praktische Handlungssituation relevant sind.

Viele Studien zeigen, dass Lernprozesse zielführender sind, wenn die Theorie an selbst erlebte Situationen angeknüpft werden kann. Die Umstellung auf Handlungskompetenzorientierung wird gemeinsam mit den Schulleitungen, den Lehrpersonen sowie mit pädagogisch-didaktischen Experten vorbereitet.

Wenn die theoretische Abschluss-prüfung fehlt – wie weiss ich dann wie gut jemand ist?

Theoretische Abschlussprüfungen gelten gerade in praktischen Berufen als veraltet. Eine Berufskundeprüfung ist eine Momentaufnahme aus der Theorie. Aber Theorie ist nicht gleich Praxis: Das heisst, ist jemand theoretisch gut, muss er nicht zwingend in der Praxis gut sein. Durch die Erfahrungsnote kann aber jederzeit eine Aussage über die theoretischen Kenntnisse der Lernenden gemacht werden.

Wieso gibt es keine Teilprüfung mehr?

Teilprüfungen, TP werden von Kanton und Bund nur noch selten bewilligt. Grund dafür ist, dass an der Abschlussprüfung nicht geprüft werden darf, was an der Teilprüfung schon geprüft wurde. Diese «Doppelprüfung» ist nicht fair gegenüber einem Lernenden und kann bei einem Rekurs zu Schwierigkeiten führen. 

Die TP war für einige Unternehmen eine gute Standortbestimmung; diese wird nun wegfallen?

Das stimmt leider. Das Gewicht fällt stärker auf Semesterberichte, üK-Bewertungen und Kompetenznachweise der üK und der BFS. Ab 2022 werden Berufsbildner/innen durch Lehrpersonen oder üK-Instruktoren über negative Leistungen der Lernenden in Kenntnis gesetzt. So können frühzeitig Massnahmen getroffen werden – z.B. ein runder Tisch mit Lehrperson, Praxisbildner/in, Lernende/r und Eltern.

Kontakt

Kunststoff.swiss
Verena Jucker
Schachenallee 29C
CH-5000 Aarau
+41 62 834 00 64
v.jucker@kunststoff.swiss
http://www.kunststoff.swiss

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