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Die erste echte Fakuma seit Langem

KunststoffXtra sammelte Stimmen aus der Branche über die Fakuma und zur allgemeinen Situation betreffend der Corona-Pandemie.

KunststoffXtra sammelte Stimmen aus der Branche über die Fakuma und zur allgemeinen Situation betreffend der Corona-Pandemie.

Nach einer langen coronabedingten Pause findet die Fakuma diesen Herbst erstmals wieder live statt. Mit dem Schutzkonzept inklusive Zertifikatspflicht ist von Seiten des Veranstalters die Sicherheit für einen Besuch gegeben. Jedoch könnte sich die 3G-Forderung für Besucher wie Aussteller als eine erhebliche Hürde herausstellen. Kommt noch dazu, dass die Fakuma international ausgerichtet ist und es noch immer Reisebeschränkungen gibt. KunststoffXtra wollte wissen, wie es Ausstellern in dieser Situation geht. Deshalb die Fragen:

  1. Wie sieht Ihr diesjähriger Messeauftritt aus?
  2. Welche Erwartungen haben Sie an die Fakuma?
  3. Was sind die grössten Herausforderungen in einem Marktumfeld, wie es sich heute mit Corona, unterbrochenen Lieferketten,… präsentiert?
  4. Wie ist die Stimmung, kurz bevor eine der wichtigsten Messen erstmals wieder live stattfindet?
Alfred Schiffer, Geschäftsführender Gesellschafter Dr. Boy GmbH & Co. KG (Bild: BOY)

Ad 1: Auch zur diesjährigen Fakuma werden wir an unserem gewohnten Standort in Halle A7 / Stand 7101 in Vollbesetzung unsere Besucher begrüssen. Flächenmässig ist unser Messestand durch die coronabedingt verbreiterten Hallengänge nur etwas schmaler als zuvor. Zur Fakuma 2021 zeigen wir vier Exponate mit interessanten Anwendungen sowie neue Digitalisierungsmöglichkeiten auf dem BOY-Messestand. Gleich vier Messepremieren haben wir für unsere Besucher vorbereitet.
Ad 2: In Abhängigkeit der wahrscheinlich niedrigeren Besuchszahlen werden die Ergebnisse für die Aussteller auf der Fakuma 2021 wohl nicht ganz an die Erfolge der Vorjahre heranreichen. Dennoch sind wir positiv gestimmt, unsere angepassten Messeziele erreichen zu können. Die Voraussetzungen dafür – interessante Exponate und Anwendungen sowie Neuheiten – haben wir geschaffen.
Ad 3: Auch BOY ist natürlich von der schwierigeren Situation auf dem Beschaffungsmarkt betroffen. Jedoch haben wir Vorbereitungen getroffen, um genügend Material für unsere Lieferverpflichtungen bereithalten zu können. Wir arbeiten intensiv daran, dass es auch in Zukunft möglichst zu keinen Verzögerungen kommt.
Ad 4: Im Grundtenor ist die Stimmung hoffnungsvoll, jedoch bleiben gewisse Zweifel an der praktikablen Umsetzbarkeit des Messegeschäfts bei den coronabedingten Einschränkungen. Nach den durchwachsenen Ergebnissen der digitalen Ersatzveranstaltungen freuen wir uns darauf, unsere Besucher persönlich begrüssen zu können. Wir konnten in den letzten Monaten einen stetigen Anstieg des Auftragsvolumens verbuchen. Trotz der unruhigen Marktsituationen in einigen Zielländern sind wir gesamtheitlich betrachtet durchaus positiv für die Zukunft gestimmt.

Andrew Armstrong, Verkaufsleiter Roboshot Fanuc Europa (Bild: Fanuc)

Ad 1: Wir haben einige Produktneuheiten und innovative Technologien im Spritzgussbereich entwickelt und die Fakuma bietet eine grossartige Gelegenheit, diese einem grösseren Publikum vorzustellen. Ganz besonders freuen wir uns auf die vielen persönlichen Gespräche mit Kunden. Um die Abstandsregeln einzuhalten und die Besucherdichte zu verringern, haben wir uns zusätzliche Standfläche gesichert. Damit haben wir unsere Präsenz auf der Fakuma ausgebaut.
Ad 2: Auch wenn weiterhin Reisebeschränkungen bestehen, hoffen wir auf eine spannende Messe mit guten Besucherzahlen, die die Bedeutung der Fakuma für den mitteleuropäischen Kunststoffmarkt widerspiegeln. Unsere Kunden äussern sich im Hinblick auf einen Messebesuch sehr positiv, und wir können es kaum erwarten, sie wieder auf der Fakuma zu treffen.
Ad 3: Die zahlreichen Reisebeschränkungen seit 2020 haben vor allem die Kontaktaufnahme und den Aufbau von Beziehungen zu neuen Kunden erschwert. Das ist nach wie vor eine der grössten Herausforderungen. Wir haben uns auf diese Situation eingestellt und konnten seit Anfang 2021 einen Rekordauftragseingang für unsere Roboshot in Europa verbuchen.
Das allgemeine Marktumfeld ist derzeit sehr positiv. Dies gilt vor allem für die Bereiche Medizintechnik und für hochpräzises und technisches Spritzgiessen, wofür sich unsere Maschinen ideal eignen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend in naher Zukunft fortsetzen wird und auch andere Sektoren, wie z.B. der Automobilsektor, in den kommenden Monaten nachziehen werden. Was die Lieferketten angeht, können wir derzeit kurze Lieferzeiten gewährleisten. Wir haben den Vorteil, dass unsere Produktion in Japan hoch automatisiert und stark vertikal integriert ist.
Ad 4: Das Wichtigste für uns ist, dass wir wieder Gastgeber sind und direkt mit unseren Kunden sprechen können. Unsere Mitarbeiter, sei es in der Technik oder im Verkauf, freuen sich sehr auf diese Messe.

Andreas Sutter, Leiter Marketing bei Hasco (Bild: Hasco)

Ad 1: Hasco präsentiert sich auch auf der Fakuma 2021 an gewohnter Stelle direkt am Eingang der Halle A2 / Stand 2202. Auf Grund der breiteren Gänge mussten wir unseren Stand leider etwas verkleinern, trotzdem ist er vollgepackt mit interessanten Innovationen und neuen digitalen Services. Die geltenden Hygienevorschriften des Veranstalters haben wir auf unserem Stand noch weiter optimiert, weil uns trotz aller Freude auf die persönlichen Kontakte in erster Linie die Gesundheit aller am Messegeschehen beteiligten Personen ganz besonders am Herzen liegt.
Ad 2: Schön wäre es, wenn die Fakuma 2021 einen positiven Impuls aussenden könnte. Trotz der Coronapandemie, den stark gestiegenen Rohstoffpreisen, den Lieferkettenproblematiken und aller anderen Widrigkeiten sollten wir schnellstmöglich zu einer optimistischen Sichtweise der Dinge zurückkehren. Deshalb freuen wir uns ganz besonders auf ein persönliches Wiedersehen mit unseren Kunden und Partnern in der Branche.
Ad 3: Wir konnten die zugegeben mannigfaltigen Herausforderungen in einem sehr schwierigen Marktumfeld bisher bestens bewältigen und sind weiter auf Wachstumskurs. Wir würden es natürlich begrüssen, uns wieder mehr als in der jüngeren Vergangenheit auf unsere Kernkompetenzen als Vollsortimenter für den Formenbau konzentrieren zu können und die bereits angesprochenen externen Problematiken Schritt für Schritt hinter uns zu lassen.
Ad 4: Die Stimmung ist positiv und geprägt von Zuversicht und Optimismus. Wir alle freuen uns sehr auf den persönlichen Austausch mit unseren Kunden, Interessenten und allen an der Prozesskette des Formenbaus mitwirkenden Personen und Organisationen. Bleibt zu hoffen, dass sich alle an die geltenden Hygienevorschriften halten und mit Vernunft und Augenmass das Wiedersehen gestalten, um zu verhindern, dass es erneute Beschränkungen gibt.

Die Situation ist in gleicher Weise unsicher, wie der gesamte Verlauf der Pandemie.

Mark Hellweg, Geschäftsführer Hellweg Maschinenbau GmbH & Co. KG

Ad 1: Im Grunde sieht unser Auftritt nicht so viel anders aus als gewohnt. Da die Gänge verbreitert wurden, hat sich die Standdimension leicht verändert. Anstatt zwei Besuchertischen, wird aktuell nur mit Einem geplant, um den Abstandsregeln gerecht zu werden. Speisen fallen leider komplett weg, Getränke werden nur verschlossen gereicht. Etwas weniger Personal wird anwesend sein, auch hier, um den Abstandsregeln gerecht zu werden.
Ad 2: Wir erwarten, dass Besucher in ausreichender Menge die Messe besuchen werden.
Ad 3: Die Planbarkeit ist schwieriger geworden. In der Tat hat sich auch bei uns im Laufe des Jahres der Zukauf gerade von Elektrokomponenten oder Motoren zu einer Herausforderung entwickelt. Unter dem Strich kann es in diesem Jahr zu Lieferverzögerungen kommen, nicht schön. Allerdings wird der Umstand an sich in dieser besonderen Zeit vom Kunden akzeptiert. Es herrscht weitestgehend Verständnis vor, was auch verdeutlicht, wie tiefgreifend die Auswirkung für die meisten Unternehmen sind.
Ad 4: Die Stimmung scheint gemischt zu sein, während eine Gruppe an einen grossen Erfolg glaubt und sich auch wieder auf eine Präsenzveranstaltung freut, nehmen wir auch Stimmen wahr, die nicht an einen Erfolgt dieser Veranstaltung glauben, grade auch bspw. wegen der deutlich verminderten Zahl an gleichzeitigen Besuchern auf einem Messestand. Hier stellt sich die Frage, inwieweit die Besucher bereit sind zu warten. Letztlich ist die Situation in gleicher Weise unsicher, wie der gesamte Verlauf der Pandemie.

Gerd Liebig,CEO Sumitomo (SHI) Demag (Bild: Sumimoto Demag)

Ad 1: Wir fokussieren unseren gewohnten branchenbezogenen Auftritt und zeigen Innovationen, die wir durch Cororna gebündelt auf der Fakuma ausstellen werden.
Ad 2: Natürlich ein gewisses „Zurück zur Normalität“. Begeisterung wird die Fakuma nicht entfachen, da diese Normalität noch immer belastet ist und viele Kunden nicht kommen werden. Wir freuen uns jedoch sehr, das Home Office und die Innensicht mit ansprechenden Kundendiskussionen zu tauschen.
Ad 3: Die grössten Herausforderungen sind sicher die Materialverfügbarkeit und die teilweise exorbitant gestiegenen Materialpreise. Wir kämpfen damit täglich und stehen auch permanent neuen Herausforderungen gegenüber. Da gibt es kein Allgemeinkonzept dagegen, sondern nur Einzelfalloptimierung und die Hoffnung, dass zumindest im nächsten Jahr die Lieferketten wieder stabiler werden.
Ad 4: Im Grundsatz eigentlich sehr gut und hoffnungsfroh.

Juliane Hehl, geschäftsführende Gesellschafterin und verantwortlich für den Marketingbereich bei Arburg. (Bild: Arburg)

Ad 1: Wir werden in diesem Jahr sehr prominent auf der Fakuma vertreten sein. Im Fokus unseres Messeauftritts steht „Das Beste aus beiden Welten“ – also „arburgXworld“ und „arburgGreenworld“. Zum Thema Digitalisierung präsentieren wir z. B. neue Apps und Features unseres Kundenportals „arburgXworld“, das wir laufend weiterentwickeln. Die nachhaltige Fertigung von Kunststoffteilen und ihre Rückführung in den Wertstoffkreislauf veranschaulichen wir mit innovativen Praxisbeispielen. Hierzu kommen die Premiere Baureihe Allrounder More für effizientes Mehrkomponenten-Spritzgiessen und die Schwerpunkte Planetenrollengewindetrieb und zukunftsweisende Gestica-Steuerung. Insgesamt sind auf unserem Stand neun Maschinen-Exponate mit innovativen Anwendungen und Verfahren, z. B. aus den Bereichen Verpackungstechnik, Medizintechnik und additive Fertigung.
Ad 2: Als Mitbegründer und grösster Aussteller hat für uns und unsere Kunden diese Messe schon immer einen ganz besonderen Stellenwert und einen einzigartigen Reiz gehabt – mit dementsprechend hohen Erwartungen. Nach einer so langen Zeit ohne physische Messen freuen wir uns sehr darauf, endlich wieder persönlich mit Kunden und Interessenten ins Gespräch zu kommen.
Ad 3: Ganz klar ist die grösste und wichtigste Herausforderung, Produktionsstillstände zu verhindern und jederzeit lieferfähig zu sein. Wir sind stolz, dass uns das bisher gelungen ist. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass wir mit unserer Strategie der zentralen Fertigung in Lossburg richtig und sicher unterwegs sind. In Bezug auf Corona konnten wir Hygienekonzepte schnell und erfolgreich umsetzen. In Sachen Lieferfähigkeit profitieren wir von unserem hohen Eigenfertigungsanteil und kurzen, stabilen Lieferketten.
Ad 4: Die Stimmung ist sehr gut. Das gesamte Arburg-Team kann es kaum erwarten, endlich wieder auf einer „richtigen“ Messe zu sein. Entsprechend motiviert ist unser Team, den Besuchern die vielen Highlights rund um die digitale, nachhaltige und produktionseffiziente Kunststoffverarbeitung live zu präsentieren. Der Besuch bei Arburg wird sicher ein Erlebnis und dem Fachpublikum in Erinnerung bleiben. Wir zeigen mit viel Pioniergeist und zielgerichteter Strategie, wie Kunststoffteile heute und morgen wettbewerbsfähig, nachhaltig und digital vernetzt produziert werden können.

Markus Schertler, Geschäftsführer ENGEL (Schweiz) AG, Frauenfeld (Bild: Engel)

Ad 1: Der Messestand von Engel steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Mit der Herstellung von dekorierten Monomaterial-Lebensmittelverpackungen und dem Verarbeiten von Regranulat aus Label-Abfällen zeigen wir eine komplette Prozesskette im Sinne der Kreislaufwirtschaft auf. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Wegbereiter der Kreislaufwirtschaft – das wird bei uns auf der Fakuma deutlich. Intelligente Assistenzsysteme, Datenanalyse, Fernwartung – im Smart Solution Corner machen wir die digitalen Lösungen greifbar.
Ad 2: Wir freuen uns darauf, uns mit unseren Kunden und Partnern wieder persönlich austauschen zu können. Viele unserer Kunden aus der Schweiz werden vor Ort sein. Nach vielen Monaten der Messeabstinenz ist das Interesse, Innovationen live zu erleben, besonders gross.
Ad 3: Die Märkte werden volatiler und verlangen uns mehr Flexibilität ab. Darauf stellen wir uns ein. Die aktuell grösste Herausforderung jedoch sind die Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Komponenten. Die Märkte sind überhitzt und die steigende Inflation verstärkt diesen Effekt.
Ad 4: Die Stimmung hat sich seit Anfang 2021 deutlich verbessert. Der Auftragseingang ist sehr gut, die Medizinindustrie investiert weiter stark. Der Investitionsstau hat sich nun auch bei den technischen Spritzgiessern gelöst und im Fokus sind nun klar innovative Spritzgiesslösungen, oft auch mit integrierter Automation. Die Fakuma findet genau zum richtigen Zeitpunkt statt und wird neue Impulse geben. Wir stellen auch fest, dass immer mehr Kunden Service-Dienstleistungen wie Fernwartung, anwendungstechnische Unterstützung oder Training von uns als Maschinenlieferant beziehen. Daher sind wir stetig daran, unsere Kapazitäten der Nachfrage anzupassen.

Valentina Faloci, Head of Sales bei Wittmann Battenfeld. (Bild: Wittmann)

Ad 1: Unser diesjähriger Messeauftritt unterscheidet sich von den vorangegangenen insofern, als dass wir einerseits wie gewohnt mit Exponaten am Stand vertreten sein werden, andererseits den Besuchern auch die Möglichkeit bieten, via unserer neuen Medientechnologie Wittmann Interactive live in Wittmann Battenfeld Standorte zu schalten und dort Informationen zu ausgewählten Exponaten zu erhalten und sich mit den Experten vor Ort auszutauschen. Dieses Setting gibt uns die Möglichkeit, mehr Exponate zeigen zu können als in der Vergangenheit und damit besser auf spezifische Interessen von Besuchern eingehen zu können. Gleichzeitig ist es uns so möglich, den Messestand selbst aufgelockerter zu gestalten als bisher und damit den Covid-bedingten Sicherheitserfordernissen gut Rechnung zu tragen. Konkret werden wir 3 Spritzgiessanlagen, Roboter und Peripherie am Stand in Halle B1, 1204, vorstellen. Weitere Anlagen können wie gesagt via Wittmann Interactive gezeigt werden.

Ad 2: Es ist schwierig abzuschätzen, wie sich die Fakuma aufgrund der Covid-Situation gestalten wird. Wir gehen davon aus, dass die Besucherzahl geringer sein wird als bei der letzten live stattfindenden Messe. Ebenso gehen wir davon aus, dass weniger internationale Besucher zur Messe kommen werden, sondern der Schwerpunkt bei der DACH-Region liegen dürfte. Dennoch erwarten wir qualitativ gute Gespräche.

Ad 3: Die grösste Herausforderung am Markt ist zur Zeit die angespannte Liefersituation. Die Nachfrage nach Maschinen ist dagegen ungebrochen hoch. In diesem Umfeld ist es wichtig, sich dynamisch an jeweiligen Gegebenheiten anzupassen und offen mit den Geschäftspartnern zu kommunizieren.

Ad 4: Die Stimmung ist sehr positiv. Wir freuen uns darauf, unsere Kunden und Partner nach der langen Pause wieder persönlich auf der Fakuma zu treffen und uns auszutauschen. Wir gehen mit viel Optimismus zu dieser Messe und sind gespannt, wie sie sich entwickelt.

Autor

Thomas Meier

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