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Werkstoffe – Verarbeitung – Anwendung

Zukunftstaugliche Lösungen

Auf den Technologie-Tagen 2025 zeigte Arburg über 40 zukunftsweisende Anwendungen zur Kunststoffverarbeitung. Im Fokus standen Rezyklate und Biokunststoffe, 3D-Druck-Verfahren für die Medizintechnik, das Spritzgiessen von Flüssigsilikon sowie flexible Automations- und Turnkey-Lösungen. Mehrere Exponate verbanden bewährte Technik mit digitalen Assistenzsystemen, Robotik und neuen Werkstoffen.
Die Arburg-Technologie-Tage zogen auch dieses Jahr zahlreiche Besuchende an. (Bilder: Raphael Hegglin)

Auf den Technologie-Tagen 2025 zeigte Arburg über 40 zukunftsweisende Anwendungen zur Kunststoffverarbeitung. Im Fokus standen Rezyklate und Biokunststoffe, 3D-Druck-Verfahren für die Medizintechnik, das Spritzgiessen von Flüssigsilikon sowie flexible Automations- und Turnkey-Lösungen. Mehrere Exponate verbanden bewährte Technik mit digitalen Assistenzsystemen, Robotik und neuen Werkstoffen.

Raphael Hegglin

«Die vergangenen Jahre waren und sind virulent und herausfordernd: Covid, Lieferkettenschwierigkeiten, Kriege – und daraus resultierend: u. a. Energieprobleme – haben die Weltwirtschaft negativ beeinflusst und tun dies bis heute», sagte Michael Hehl, geschäftsführender Gesellschafter von Arburg, an der Pressekonferenz zu den Technologie-Tagen 2025. So verlief das vergangene Geschäftsjahr weniger gut als erwartet: Der konsolidierte Umsatz beträgt 600 Millionen Euro – 20 Millionen weniger als erwartet. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Rückgang von 23 %.

In dieser herausfordernden Situation beschäftige die Frage, wie es in Zukunft weitergehen wird, so Hehl. Er sieht die Lösung in einer Balance aus Kontinuität und Innovation. Es gelte, das Erfolgreiche zu erhalten und gleichzeitig das Portfolio weiterzuentwickeln sowie an die neuen Herausforderungen anzupassen. «Wichtige Impulse hierfür liefern internationale Branchen-Events wie die Technologie-Tage und die Weltleitmesse K.» Dazu zeigte Arburg an den diesjährigen Technologie-Tagen über 40 Exponate und zahlreiche Anwendungen aus den Bereichen Kunststoffverarbeitung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die Schwerpunkte lagen auf folgenden Themen:

Rezyklate und Biokunststoffe

Aus einem Compound mit 30 Prozent Sonnenblumenkernschalen-Anteil gefertigte „Göffel“.

Arburg präsentierte an den Technologie-Tagen 2025 Lösungen für nachhaltiges Spritzgiessen – mit Rezyklaten, Biokunststoffen und digitalen Tools. So fertigte ein elektrischer Allrounder 370 A ein sechsteiliges Geduldsspiel aus „Paper Pearls“ – Papierfasern kombiniert mit Biokunststoffen –  in einer Zykluszeit von 60 Sekunden (siehe auch Interview ab S. 6). Weitere alternative Materialien waren zum Beispiel ein Compound mit 20 % Eierschalen, das zu Bleistifthaltern verarbeitet wurde, oder das PP-Compound „GC green“ der Firma Golden Compound mit 30 Prozent Sonnenblumenkernschalen als Füll- und Verstärkungsmaterial. Aus diesem spritzte ein Arburg Allrounder 170 S innert 15 Sekunden einen «Göffel» – eine Kombination aus Löffel und Gabel.

Auf besonderes Interesse stiess zudem eine Anwendung aus der Medizintechnik, in der Biokunststoffe und Rezyklate noch wenig vertreten sind: In einem Reinraum verarbeitete ein Allrounder 370 A PLA aus Maisstärke zu Spritzenkolben. Da solche medizinischen Produkte nach Gebrauch in der Regel verbrannt werden müssen, lässt sich deren CO2-Bilanz durch das PLA deutlich verbessern.

3D-Druck für die Medizintechnik

Ein Mitarbeiter von Arburg präsentiert zahlreiche 3D-Druck-Anwendungen für die Medizintechnik.

Mit dem neuen Freeformer 550-3X lassen sich resorbierbare Implantate, zum Beispiel aus Resomer LR 706, direkt in Kliniken drucken. Die Maschine arbeitet dank erhöhtem Tropfenaustrag schneller und erlaubt einen einfacheren Materialwechsel. Ein integrierter Produktionsassistent unterstützt den Anwender bei jedem Schritt, von der Auftragswahl bis zum Druckstart. So gelingt der 3D-Druck auch ohne fachspezifische Vorkenntnisse zuverlässig.

LiQ 5 ist ein 3D-Drucker für die additive Fertigung mit Standard-Silikon (LSR) der Arburg-Tochter Innovatiq. Sein zweiter Druckkopf und neues Stützmaterial ermöglichen Überhänge, Hinterschnitte und Kanäle. Das Gerät eignet sich dadurch besonders für die Anfertigung von anspruchsvollen Kleinserien, etwa im medizinisch-orthopädischen Bereich.

Spritzguss mit Flüssigsilikon (LSR)

Mehrere Allround Spritzgiessmaschinen demonstrierten, wie sich Flüssigsilikon (LSR) effizient verarbeiten lässt. Ein Allrounder More 2000 kombinierte zum Beispiel optisches LSR mit biobasiertem PA11, das vollständig aus erneuerbarem Rizinusöl gewonnen wird. Die Maschine arbeitete dazu mit zwei elektrischen Spritzeinheiten und fertigte mit einer Zykluszeit von 65 Sekunden eine Zwei-Komponenten-Brille. Neu war der Arburg Flow-Pilot: Mit ihm lassen sich Werkzeugtemperaturen exakt steuern, denn er regelt den Durchfluss und die Temperatur pro Kanal einzeln. Dank angepasster Pumpendrehzahl und optimaler Nutzung der Kühlkapazität des Werkzeugs lässt sich der Energiebedarf der Temperiergeräte je nach Anwendung um über 85 Prozent senken bzw. die Zykluszeit um bis zu 75 Prozent reduzieren.

Automation und Turnkey

Das in den Allrounder 470 C Golden Edition integrierte Robot-System arbeitet Hand in Hand mit einem mobilen Cobot.

Ein grosser Fokus lag auf den Themen Automation und Turnkey: Arburg präsentierte rund 25 Anlagen mit integrierten Robot-Systemen – vom Integralpicker bis zum Sechs-Achs-Roboter. In einer Turnkey-Anlage mit dem hydraulischen Allrounder 470 C Golden Edition arbeiteten das integrierte Robot-System und ein mobiler Cobot zum Beispiel Hand in Hand, um Pommes-Schalen herzustellen und anschliessend zu verpacken. Dazu entnahm ein Multilift Select 6 die im 15-Sekunden-Takt entstehenden Schalen aus dem Werkzeug und legte sie auf ein Förderband. Ausserhalb des Schutzzauns nahm darauf ein mobiler Cobot die abgekühlten Schalen auf und stapelte sie für die Verpackung. Dazu übermittelte ein integriertes Kamerasystem laufend die Position der Teile auf dem Band. Die gesamte Lösung ist mobil und lässt sich flexibel als End-of-line-Automation an verschiedenen Anlagen einsetzen.

Kontakt

Arburg GmbH + Co KG
Arthur-Hehl-Strasse
D-72290 Loßburg
Tel.: +49 7446 330
www.arburg.com

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