Mit einem umfassenden Hallenumbau und einem neuen Layoutkonzept verdoppelt die Aareplast AG ihre Produktionsfläche. Zudem erweitert sie, dank Übernahme der WAG Wernli AG in Gränichen, ihr Sortiment. Die Inhaber Manuel und Martin Wipf blicken optimistisch in die Zukunft.
Raphael Hegglin
Die Aareplast AG hat ihren Sitz im solothurnischen Rickenbach. Umgeben von bewaldeten Jura-Hügeln, entstanden in dieser Region zahlreiche Industriegebiete. Ihr Erfolg kommt nicht von ungefähr: Die Autobahnverzweigung Härkingen, welche die A1 und die A2 miteinander verbindet, liegt nur wenige Fahrminuten entfernt und gewährleistet effiziente Transportwege in die ganze Schweiz sowie Europa. Ebenfalls nahe gelegen ist Olten mit einem der wichtigsten Schweizer Knotenbahnhöfe.
Geschäftsführer und Inhaber von der Aareplast AG sind die Brüder Manuel und Martin Wipf. Sie haben das Familienunternehmen 2018 von ihrem Vater Robert Wipf übernommen. Die Firma besteht seit 1989. Sie wurde damals unter dem Namen Schenker+Müller Kollektivgesellschaft gegründet und 2004 zur Aareplast AG umgewandelt.
Bei der Aareplast AG fertigt man Duroplast- und Thermoplast-Teile in Gross- wie auch in Kleinserien – und glaubt an den Standort genauso wie an die Zukunft ihrer Branche: Mit einem aufwendigen Aus- und Umbau haben Manuel und Martin Wipf die Fläche ihrer Produktionshalle verdoppelt. Das Layoutkonzept ihrer Produktionsfläche haben sie im Zuge dieser Arbeiten ebenfalls geändert und an künftige Herausforderungen angepasst. «Die Investitionen haben sich gelohnt: Wir sind optimal auf das kommende Wachstum vorbereitet», sagt Martin Wipf.
Motiviert durch ansprechender Atmosphäre
Die einst zweigeteilte Halle ist nun offen. Decken, Wände und Boden sind in hellem Grau gehalten, durch das lange Fensterband gelangt viel Tageslicht in die Werkhalle; ergänzt wird dieses durch eine moderne Beleuchtungsanlage. Die Maschinen zum Verarbeiten der Duro- und Thermoplaste reihen sich in einer sauberen Ordnung aneinander, nichts Überflüssiges steht herum. «In einer ansprechenden und aufgeräumten Atmosphäre arbeiten alle motivierter und exakter», sagt Martin Wipf. «Wir haben daher viel Wert auf eine ästhetische Arbeitsplatzgestaltung gelegt. Unsere Mitarbeitenden sollen sich wohl fühlen – genauso wie unsere Kunden, wenn sie uns besuchen.»

Die neue Innenarchitektur fördert zudem die Kommunikation unter den Mitarbeitenden: In der Mitte der Halle sind in einer modernen Metall-Glas-Konstruktion nun die Büros für die Produktionsplanung, die Verfahrenstechnik und die Logistik sowie das Messlabor untergebracht. Die offen gestalteten Räumlichkeiten verbessern den Austausch zwischen den einzelnen Abteilungen. «Unser Ziel ist es, dass wir mehr miteinander reden und weniger per E-Mail kommunizieren. Wir sind der Meinung, dass im persönlichen Gespräch viel mehr Informationen ausgetauscht werden als auf dem elektronischen Weg», sagt Manuel Wipf.
Motivierter ist auch, wer sich mit der Arbeit identifizieren und die erzeugten Produkte wertschätzen kann: Firmenausflüge sind deshalb immer Kundenbesuche, bei denen das Endprodukt der Arbeit sichtbar wird. Um ihren Mitarbeitenden zu zeigen, wie wichtig ihre Arbeit ist, haben sich die beiden Firmeninhaber etwas Neues ausgedacht: «Auf einem Bildschirm in der Produktionshalle zeigen wir künftig in einer Endlosschlaufe ansprechende Produktvideos unserer Kunden, die auch unsere Bauteile beinhalten. So sieht man stets das Resultat seiner Arbeit», sagt Manuel Wipf.
Übernahme der WAG Wernli AG
Die neue, vergrösserte Halle ist nur einer der Eckpfeiler ihrer Wachstumsstrategie. Den zweiten bildet die Übernahme der WAG Wernli AG in Gränichen. Die Firma produziert seit 1978 faserverstärkte Kunststoffteile sowie allgemein Produkte, die mit dem Pressverfahren hergestellt werden, und verfügt über BMC-, SMC- und GMT-Pressen. Die WAG Wernli AG bietet das gesamte Spektrum an Dienstleistungen, von der ersten Skizze bis zur fertigen Baugruppe inklusive Verkleben, Verschrauben, Nachbearbeitung mittels CNS und anschliessendem Lackieren. Eine weitere Stärke der Firma ist zudem das Entwickeln von Kunststoffteilen als Blechersatz, zu welchem sie auch ein umfassendes Engineering inklusive Konstruktionsprüfungen mittels Finite Element Methode (FEM) anbietet.
«Die WAG Wernli AG ergänzt unser Portfolio sehr gut und verfügt zudem über grössere Maschinen als die Aareplast AG. Es ist uns nun möglich, Duroplast-Teile mit noch höherem Gewicht anzubieten», sagt Martin Wipf. «Wir freuen uns daher, dass wir die Firma im Rahmen einer Nachfolgeregelung kaufen und unser Sortiment erweitern konnten.»
Grosses Know-how und viele Spezialitäten
Die Kunststoff-Industrie steht vor zahlreichen Herausforderungen, vielerorts sind Umsatz-Rückgänge zu verzeichnen. Woraus schöpfen Manuel und Martin Wipf ihren Optimismus? «Unsere Produkte sind keine Massenware, wir fertigen hochpräzise Teile, auch in Kleinserien», sagt Manuel Wipf. Spezialitäten der Aareplast AG sind unter anderem das Ummanteln von Elektronik mit Duroplasten, die Fertigung von Kunststoffteilen als Metallersatz oder die Herstellung von PFAS-freien Bauteilen.
Das Unternehmen fertigt beispielsweise Steckelemente, die 24 Kontaktstifte aufnehmen. Dies erfordert Bauteile von höchster Präzision, ansonsten passt der Stecker nicht in die Buchsen. Ebenfalls grosses Know-how erfordert der Einsatz von Kunststoffen in der Medizinaltechnik. So fertigt die WAG Wernli AG zum Beispiel Operationsleuchten für die Herzchirurgie. Dabei gelang es der Firma, auf einen Blech-Träger zu verzichten und das gesamte Gehäuse aus Duroplast herzustellen. Dieser wurde anschliessend mit einer Schutzlackierung versehen, die sowohl schlag- und kratzfest wie auch chemikalienbeständig ist und die hohen Anforderungen eines Operationssaals erfüllt.
Vorteil Werkplatz Schweiz
Die Aareplast AG produziert die Teile in enger Zusammenarbeit mit den Kunden. Ein wichtiger Teil ist das Engineering: «Wir beraten, entwickeln, optimieren – und hinterfragen auch –, bis ein Bauteil perfekt passt», sagt Martin Wipf. Nähe, persönlicher Austausch und gegenseitiges Vertrauen bilden die Basis dazu. «Das spricht für den Werkplatz Schweiz.» Denn dieser biete politische wie auch wirtschaftliche Sicherheit. «Wir können ein hohes Mass an Kostenstabilität gewährleisten, während die Konkurrenz in anderen Ländern mit Inflation, Teuerung und ständig ändernden Produktpreisen zu kämpfen hat. Kunden erzählen uns immer wieder, dass sich unter solchen Voraussetzungen nicht planen lasse.»
Ein weiterer Punkt, der für den Produktionsstandort Schweiz spreche, seien das duale Bildungssystem und die gut ausgebildeten Fachkräfte. Zwar mangle es auch hierzulande an solchen, die Fluktuation unter den Arbeitnehmenden sei jedoch wesentlich geringer als beispielsweise in den volatilen osteuropäischen Ländern. Auch dieser Faktor erhöht die Stabilität und damit die Kalkulierbarkeit. «Bereits heute kommen Kunden zurück, die vor einigen Jahren aufgrund der Preise auf vermeintlich günstigere europäische Länder ausgewichen sind», sagt Martin Wipf.
Effizienz und Qualität dank Digitalisierung
Manuel und Martin Wipf sind daher überzeugt, dass ihr Unternehmen wachsen wird. Um für dieses Wachstum gerüstet zu sein, sind – neben der vergrösserten Infrastruktur – strukturelle Änderungen erforderlich. Bei der Aareplast AG ist daher eine umfassende digitale Transformation im Gange, die bereits zu grossen Teilen umgesetzt ist. Ein Leitrechner bildet heute die Schnittstelle zwischen Planung, Produktion und Logistik, wodurch alle relevanten Daten in Echtzeit vorliegen. Sämtliche Arbeitsanweisungen werden nur noch in digitalisierter Form ausgegeben, was eine umfassende Erfolgskontrolle ermöglicht.
Besonders hoch gewichtet man bei der Aareplast AG die Mitarbeiterschulung. Auch sie findet neuerdings in digitalisierter Form statt. «Wir haben bereits über 100 Schulungsvideos produziert. Dies ermöglicht es, alle Mitarbeitenden effizient und in gleichbleibender Qualität zu schulen», sagt Martin Wipf. Die Lernmodule können dann absolviert werden, wenn Zeit vorhanden ist oder wenn Bedarf besteht. An ihrem Ende steht jeweils eine Erfolgskontrolle: Sie zeigt auf, wo allenfalls noch Lernbedarf besteht.
Sauberkeit und Ordnung für mehr Effizienz
Auch die eingangs beschriebene Ordnung in der neuen Produktionshalle steht ganz im Zeichen der Digitalisierung: Bei der Aareplast AG arbeitet man nach der japanischen 5S-Methode, welche für eine ganzheitliche Optimierung der Produktion steht. Kern davon sind Sauberkeit und Ordnung. So sorgen QR-Codes an allen Schränken und Ablageflächen unkompliziert für mehr Struktur und Effizienz. Um die Funktionsweise zu demonstrieren, zückt Martin Wipf sein Smartphone und scannt den an einem Werkzeugschrank angebrachten Barcode. Sofort erscheint auf dem Bildschirm ein Bild mit der korrekten Werkzeuganordnung, darunter aufgelistet sind Informationen zur korrekten Werkzeugwartung. «Tradition und Standortvorteile sind bei uns eng mit visionärem Handeln verknüpft. Es ist die Basis unserer Wachstumsstrategie – und wir setzen dies konsequent um», sagt er.
Kontakt
Aareplast AG
Industriestrasse West 19
CH-4613 Rickenbach
www.aareplast.ch