Die Fachzeitschrift für
Werkstoffe – Verarbeitung – Anwendung

Gleiche Regeln für alle

Justitia Skulptur am Roemerberg in Frankfurt, Baujahr 1887 (Bild: Shutterstock ID 1916713418

Verschiedene Verbände rufen zur Stärkung des EU-Binnenmarkts mit einer materialneutralen, fairen Verpackungsregulierung auf, ohne Sonderregeln für Kunststoffe im Sinne der Kreislaufwirtschaft und des Klimaschutzes.

Der GKV Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie, die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und der VDMA Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen wenden sich in der Schlussphase der europäischen Verpackungsverordnung mit einer gemeinsamen Botschaft an die Entscheiderinnen und Entscheider. Wenn die PPWR (Packaging & Packaging Waste Regulation) ein Erfolg für die EU-Wirtschaft und auch den Klimaschutz werden soll, dann ist eine Anforderung elementar: Gleiche Regeln für alle. Das gilt ebenso für eine einheitliche Regulierung des gemeinsamen Binnenmarkts als auch für materialneutrale Vorgaben ohne Sonderregeln für Kunststoffe oder Ausnahmen für Papier.

Die Verbände plädieren für EU-weit verbindliche und durchsetzbare Leitplanken. Auch wenn es die Verhandlungen über einen Kompromiss erleichtern mag: die Verlagerung von Entscheidungen in die Mitgliedstaaten könne nicht die Lösung sein. Auf EU-Ebene müsse um einheitliche und vollziehbare Lösungen gerungen werden. Und wenn dies in der kurzen Zeit nicht in allen Punkten möglich sein sollte, sind die besonders kritischen und weitreichenden Themen in einem nächsten Schritt zu regulieren. Es kann schliesslich nur eine Kreislaufwirtschaft in der EU geben, nicht 27 unterschiedliche.

Und weiter heisst es in der Botschaft: „Wir nehmen wahr, dass das Material Kunststoff leider auch bei politischen Entscheidungen zu Unrecht keine hohe Wertschätzung geniesst. Als Industrie tun wir alles in unserer Macht stehende, um unsere Transformation Richtung Kreislaufwirtschaft und die nachhaltigen Leistungen von Kunststoffanwendungen unter Beweis zu stellen. Hier und heute appellieren wir an Sie, sich in Ihren Entscheidungen nicht von überholten Vorbehalten oder auch Vorurteilen zu Kunststoff leiten zu lassen. Streichen Sie die ökologisch ungerechtfertigten materialspezifischen Sonderregeln und Ausnahmen bei Verboten, Reduktionszielen, Vorgaben zu Recyclingfähigkeit, Rezyklateinsatz und Wiederverwendung.

Ein Beispiel: Seit Jahren warnen Experten vor dem Trend, gut recycelbare Kunststoffverpackungen durch schwer recycelbare, mit Kunststoff beschichteten Papierverpackungen zu ersetzen. Reduktionsziele für Kunststoff und Ausnahmen bezüglich der Recyclingfähigkeit oder des Rezyklateinsatzes bei Papierverbunden in der PPWR würden dieser Fehlentwicklung weiter massiv Vorschub leisten. Das kann unmöglich in Ihrem Sinne sein. Bitte hören Sie hierzu die unabhängigen Expertinnen und Experten (Aktuelle unabhängige, wissenschaftliche Studie: Replacing Plastics with Alternatives Is Worse for Greenhouse Gas Emissions in Most Cases, Cambridge, Sheffield, Stockholm 2024) auch aus den Umwelt-NGO.

Schaffen Sie ein Spielfeld, auf dem die Materialien in einem fairen Wettbewerb mit ihren jeweiligen Eigenschaften überzeugen müssen. Machen Sie Recycling, Ressourcenschonung, CO2-Reduktion und nachweisbare Fakten zu den Spielregeln, an die sich alle halten müssen.

Dann haben Sie die Chance, mit der PPWR etwas Grosses für die EU als Wirtschafts- und Lebensraum sowie für den Klimaschutz zu bewegen.“

www.gkv.de
www.kunststoffverpackungen.de
www.vdma.org/kunststoffmaschinen-gummimaschinen

Das könnte Sie auch interessieren:

Newsletter abonnieren