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Das war die 28. Fakuma

Die 28. Fakuma fand vom 17. bis 21. Oktober in Friedrichshafen statt. Ein paar Highlights aus dem breiten Angebot stellen wir hier in Wort und Bild vor.
Messegelände in Friedrichshafen

Die 28. Fakuma fand vom 17. bis 21. Oktober in Friedrichshafen statt. Ein paar Highlights aus dem breiten Angebot stellen wir hier in Wort und Bild vor.

Die 28. Fakuma war ein Erfolg. Mit 1636 Ausstellern – zehn Prozent mehr als bei der vergangenen Fakuma 2021 (1470) – in zwölf Messehallen und mehreren Foyerflächen war die Fachmesse ausgebucht. Vom Vor-Corona-Niveau ist man zwar weit entfernt (2018: Aussteller 1933, Besucher 47’650), aber im Gespräch zeigten sich die meisten Aussteller zufrieden. Insgesamt besuchten dieses Jahr knapp 40’000 Fachbesucher die Messe in Friedrichshafen. 2021, nach Corona, waren es knapp 30’000.

Bei vielen Gesprächen war die Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Lage zu spüren. Neben verschiedenen Krisenherden wie etwas dem Ukraine-Krieg sind es auch politische Entscheidungen, die anstehen. So ist zum Beispiel die Situation bei Automobilzulieferern schwierig, solange nicht klar ist, bis wann Verbrenner noch produziert werden. Während manche deswegen schon länger Kurzarbeit schieben, läuft es anderen so gut, dass sie nicht wissen woher sie neue Fachkräfte mobilisieren sollen.
Trotz den ganzen Unwägbarkeiten zeigte sich die Kunststoffbranche geschäftstüchtig, innovativ und bereit, sich den Herausforderungen zu stellen.

Spannende Reise durch die Messe-Hallen

Video: Jörg Signer

Impressionen von der 28. Fakuma 2023

Frank Pribbernow, Caroline Widmer und Beat Kämpfer von bfa solutions. CEO Beat Kämpfer generiert an der Messe direkt nicht viele neue Leads, das stört ihn aber nicht. Durch den Besuch vieler Bestandskunden wirken Netzwerkeffekte. Daraus bezieht Kämpfer viele wertvolle Informationen. Und indirekt entstehen so nicht selten neue Leads.
Saskia Kolbitsch, Willi Kälin, Anna Huggler und Jan Meik Menke (Color Technik AG) Colortechnik Schweiz ist ISO 13485 zertifiziert. „Für Kunden aus der Medizintechnik ist es einfacher bei einem zertifizierten Anbieter einzukaufen, weil sie sich dann nicht auditieren müssen“, sagt der Geschäftsführer Jan Meik Menke.
Mark Hellweg: Die Nassschneidmühle MDSGi 1500/600 von Hellweg wurde auf Grund ihres Gewichts von rund 25 t als 3D-Druck-Modell präsentiert.

«Unser Messehighlight ist die Nassschneidmühle für das Recycling von Folien», sagt Mark Hellweg, Inhaber und Geschäftsführer von Hellweg Maschinenbau. Die Nassschneidmühle ist mit sogenannten Stopfschnecken ausgestattet, die das Material mit Druck dem Rotor zuführen. «Wir sind in der Lage, mit dieser Maschine mit lediglich einer Antriebsleistung von 90 kW bis zu 5 t Kunststoff pro Stunde zu zerkleinern. Diese Werte sind unerreicht. Gleiches gilt für die Standzeiten der Messer. Wir haben diese um ein Vielfaches im Vergleich zu üblichen Marktwerten verlängert.»

Iris Fischer und Mario Flicker. Am Stand von Maag gab es unter anderem einen selbstreinigenden Schmelzefilter zu sehen.
Das Schweizer Arburg-Team vor der hybriden Jubiläumsmaschine Allrounder 520 H Premium. Marcel Spadini, Christian Eggebrecht, Patrick Baumann, Adriana Liechti, Hansueli Dähler und Simon Gremaud (v.l.)

Aus meiner Sicht sind zwei Themen sehr wichtig für uns in der Schweiz: Energie und Fachkräftemangel. Und zu beiden Themen haben wir Lösungen bereit», sagt Marcel Spadini, Geschäftsführer der Arburg AG. «Wir können unseren Kunden energieeffiziente Maschinen und Systeme – sowohl in hybrider wie auch elektrischer Ausführung – anbieten. Und wir haben eine Beratungsstelle für Energie.» Die Beratung erfolgt in der Schweiz, mit Video-Konferenz-Unterstützung durch Spezialisten im Mutterhaus in Lossburg. Dem Fachkräftemangel hält Arburg mit seinen Assistenz-Paketen entgegen, die zunehmend in den Maschinen integriert sind. Die Software unterstützt den Operateur bei der Maschineneinstellung. Gewisse Funktionen übernimmt die Maschine bereits autonom, andere sind einfacher zu programmieren.

Joe-Manuel Suarez und Ann-Kathrin Hühn vom IWK zeigten zukunftsweisende Projekte, die sie zusammen mit Industriepartnern realisieren.
Cyrill Schleiss, Bruno Schleiss und Michael Furlan, alle von Krauss-Maffei (Schweiz), vor der PX-Maschine.

KraussMaffei zeigte mit seinen Partnern auf einer vollelektrischen PX 321-1400, dass MuCell (ein physikalischer Schäumprozess) auch bei komplexen Sichtteilen gelingt, die bisher weniger im Fokus der facettenreichen Technologie standen. «Das Thema wird von den Verarbeitern immer wieder aufgenommen. Dank MuCell können kleinere Maschinen eingesetzt werden, da weniger Schliesskraft benötigt wird. Der Materialverbrauch ist geringer, die Zykluszeiten verkürzen sich – alles energie- und kostensparende Aspekte», hebt Bruno Schleiss, Geschäftsführer der Krauss-Maffei (Schweiz) AG, wesentliche Vorteile hervor. MuCell kommt vor allem zum Tragen bei Automotive, in der Möbelindustrie aber auch bei LocPac (Logistik und Verpackung). Auf der Messe wurde ein Demonstrationsteil, ein Ablagetisch für Lw hergestellt.

André Ortner (l.), Engel Germany, und Andreas Spicker, Engel Austria: Die Steuerung CC300 plus ist die Antwort von Engel auf die Rückmeldungen der Bediener.

Das besondere Highlight auf dem Engel-Stand: Die vollelektrische und kompakte e-mac 130, die besonders für die Produktion von Medizinteilen geeignet ist, war mit der neuen CC300 plus Maschinensteuerung ausgerüstet. Diese wurde auf Grund von Kunden-Feedbacks entwickelt. «Die Kunden wünschen sich wieder vermehrt Tasten, weil Touch Screen in der Industrie nicht einfach zu handhaben ist», weiss André Ortner von Engel Germany. Die Steuerung ist ergonomisch und hat 8 Handtastenpaare. Der dreiteilige Aufbau mit Doppelschwenkmechanismus und das individuell belegbare Handtastenpanel – der Kern der neuen CC300 plus Steuerung – sind die markanten Unterschiede zur CC300.

Martin und Manuel Wipf (aareplast) im Kundengespräch.
Roland Huber, Petra Friederich, Muhammed Kakis von HB-Therm sind stolz auf die neue Baugrösse 62 der Thermo-6 Series.

HB-Therm präsentierte mit der Thermo-6, Baugrösse 62, ein Temperiergerät in einer neuen Leistungsdimension. «Die Thermo-6-Geräte werden sukzessive im Leistungsbereich weiterentwickelt. Aktuell ist mit der neuen Baugrösse 62 ein Gerät herausgekommen, das in der Heizleistung auf 16 kW erweitert worden ist. Mehr Leistungskomponenten benötigen auch mehr Platz. Das 16-kW-Gerät hat entsprechend eine neue Baugrösse nötig gemacht», erklärt Roland Huber, Produktmanager bei HB-Therm. Die Baugrösse 62 wird künftig auch mit anderen Leistungsmerkmalen punkten können. Sie wird in naher Zukunft mit Pumpen ausgerüstet sein, die bis zu 200 Liter pro Minute fördern werden. Bereits im Juli 2024 wird eine Kühlleistung von 60 kW @ 60 K verfügbar sein und die äusserst erfolgreichen Geräte der Thermo-5 nach und nach ablösen. Die Features wie drehzahlgeregelte Pumpen und lebenslange Garantie auf Heizung und Durchflussmesser sind unabhängig von der Baugrösse und gelten für alle Thermo-6 Geräte. 

Roland Stelzer (l.) und Melvin Joite kennen die Vorzüge des Mould Track von Hasco.

Mit dem innovativen Mould-Track-System bietet Hasco seinen Kunden die Möglichkeit, immer und schnell zu wissen, wo genau sich im Betrieb ein Werkzeug befindet. Die präzise Indoor-Lokalisierungstechnologie ermöglicht die genaue Verfolgung und Ortung von Spritzgiesswerkzeugen in Echtzeit. «Mit Mould Track kann viel Zeit eingespart werden und man hat die Prozesse besser im Griff», betont Roland Stelzer, Leiter Marketing bei Hasco.

Michael Birchler, Netstal: Das Disiplay der Axos 9 Steuerung ist eine Kombination zwischen Touch Screen und haptischen Elementen.

Netstal produzierte im Spritzprägeverfahren (ICM) einen für die Kreislaufwirtschaft optimierten Dünnwandbecher. «Der Becher und das Label bestehen zu 100 Prozent aus PP und sind deshalb besonders gut recycelbar. Im Gegensatz zu einem konventionellen In-Mold-Label löst sich das Label im mechanischen Recyclingprozess ab. Zudem haben wir auf dem Becher eine Gewichtseinsparung von 34% erzielt», betont Michael Birchler, Leiter Marketing und Kommunikation, bei Netstal. Die Packaging-Anwendung entstand in Zusammenarbeit mit diversen Industriepartnern und mit der Emmi AG, grösste Abfüllerin für Molkereiprodukte in der Schweiz. Gespritzt wurden die Becher auf einer Elion 1750, die auf den Spritzprägeprozess umgebaut wurde. Die Maschine läuft mit der Axos 9, der neuesten Generation der Netstal-Steuerungstechnologie.

Schweizer-Team vor der EcoPower DC 180/750+ B8X (v.l.): Eugen Schnaidt und Thomas Robers, beide Battenfeld (Schweiz) AG, Roberto Ariu und Gjone Kabashi, beide Wittmann Kunststofftechnik

Egal ob Spritzgiessmaschine, Roboter oder Peripheriegeräte – die Wittmann Gruppe präsentierte ihren Besuchern modernste Spritzgiesstechnologie mit minimalem Energieverbrauch. Eines der zahlreichen Messebeispiele war die EcoPower DC, die Gleichstrom aus Photovoltaik-Anlagen direkt, ohne den Umweg über Wechselrichter, für das Betreiben von Spritzgiessanlagen nutzt. «Das heisst, man hat keine Umwandlungsverluste, die üblicherweise bis zu 15% ausmachen», weiss Thomas Robers von Battenfeld (Schweiz). Zum einen können damit die Energiekosten niedrig gehalten werden, zum anderen lässt sich Gleichstrom auch gut in herkömmlichen Batterien speichern und kann somit für die Abdeckung von teuren Stromspitzen genutzt werden. Auf der Messe war die EcoPower mit einem modifizierten Wittmann Roboter WX142, ebenfalls in DC-Ausführung, live zu sehen.

André Hardmeier (l.) und Thomas Dubler, beide Dr. Brehm, neben dem Piovan-Trockner GMP Adaptive.

Piovan zeigte die ganze Palette, die das Unternehmen im Materialhandling bietet – Fördern, Trocknen, Dosieren, Lagern, Entstauben – live am Stand und visualisiert mit dem Programm Winfactory 4.0, das die komplette Peripherie abbildet. «Ein Runner ist sicher der Trockner GMP Adaptive. Mit diesem Highend-Produkt kann der Kunde für seine Anwendung auf Grund der verwogenen Trichter den Energieverbrauch optimieren. Die Trichter erkennen, wie viel Material im Trichter ist, wie viel gebraucht wird und entsprechend regelt sich das System danach», erklärt Thomas Dubler, Geschäftsführer bei Ingenieurbureau Dr. Brehm AG, der Piovan-Vertretung in der Schweiz. Zusätzlich wird das Ganze dokumentiert und damit nachverfolgbar gemacht, was besonders für den Medizinbereich wichtig ist.

Jwan Meier, Lenorplastics, sitzend, mit roter Krawatte: Die bildliche Darstellung von Feuer widerspiegelt das zunehmend wichtige Thema Flammschutz.

Das Stand-Motto ‚We are n(on) Fire‘ der Hromatka-Gruppe, der u.a. auch Lenorplastics und Sax angehören, entstand aus der stark wachsenden Nachfrage nach Ladestationen, Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen im Bereich Energy Transformation. «Da nimmt der Bedarf an flammgeschützten Produkten mehr und mehr zu. Früher betraf dies den E&E-Bereich. Heute gehen die Anwendungen bis und mit Automotive. Das kommt uns enorm entgegen, weil wir wahrscheinlich eines der grössten, wenn nicht das grösste Portfolio an flammgeschützten Produkten haben», betont Jwan Meier, Geschäftsführer der Lenorplastics Gruppe und Mitglied der Hromatka Gruppenleitung. «Der Markt für flammwidrige Materialien ist riesengross und hat enormes Wachstumspotenzial.»

Marco Schulz (l.) und Beat Müller neben dem energieeffizienten HWP-60 von Regloplas.

Regloplas stellte erstmals ein Temperiergerät auf Basis des Wärmepumpenprinzips vor. «Mit dem Heiz-Kühl-System erreichen wir eine Vervielfachung der Energie, die wir reingesteckt haben», erklärt Beat Müller, Director Sales & Marketing, von Regloplas. Beim Heizen mit 1 kW Strom werde  eine Heizleistung von 5 kW und beim Kühlen mit 1 kW Strom eine solche von 3 kW erreicht.

Text und Bilder: Thomas Meier, Marianne Flury, Jörg Signer

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