An der Swiss Plastics Expo in Luzern traten die beiden Institute Katz und SKZ gemeinsam auf. Im Gespräch verrät Matthias Ruff, Leitung Vertrieb Bildung & Forschung beim SKZ, was ihm an der Schweizer Messe besonders gefällt und welche drei Themen ihn derzeit vor allem beschäftigen.
Das KATZ bietet Bildung und Labordienstleistungen. Was macht das SKZ?
In dem Punkt sind wir identisch, wir bieten Weiterbildungen online und offline an und sind in der Forschung und Entwicklung zusammen mit Unternehmen aktiv. Dann aber auch in der Prüfung der Produkte, die zum Beispiel aus diesen Entwicklungen entstehen. Das ist oft in den Bereichen Lebensmittel, Wasser, Pharma oder Automotive. Wir können zusätzlich Unternehmen zertifizieren. D.h. das was das KATZ macht, macht das SKZ in vielen Teilen genauso, aber in einem ausgeprägteren und grösseren Massstab.
Wie wichtig ist für sie die Zusammenarbeit mit dem KATZ? Das SKZ ist ja grösser, Deutschland ist grösser, die Schweiz dagegen vielleicht nicht so bedeutend.
Der Schweizer Markt ist für uns als deutsches Unternehmen wichtig. Er ist in sich sehr geschlossen, aber wenn man mal drin ist, ist man auch für lange Zeit mit den Unternehmen in Verbindung. Mit dem KATZ haben wir eine Partnerschaft von der alle nur profitieren können. Wir als Institute profitieren voneinander. Das KATZ hat die Schweizer Sicht auf die Kunststoffbranche. Umgekehrt profitiert es wiederum von den Möglichkeiten des SKZ weil diese doch um einiges umfangreicher sind. Da bieten wir einen grossen Maschinenpark und viele Kompetenzen wie auch grosse Kapazitäten der Mitarbeiter. Das macht den Charme dieser Zusammenarbeit aus, was der Branche schliesslich zum Vorteil gereicht.
Wo liegen ihre Verbindungspunkte zum Schweizer Markt?
Das SKZ hat einen Standort in Stuttgart – genauer gesagt in Horb am Neckar. Hier haben wir schon seit vielen Jahrzehnten Kunden aus der Schweiz. Gerade in Zusammenarbeit mit dem KATZ können interessante Projekte entstehen, wo wir profitieren können. Deshalb ist die Verbindung mit dem Schweizer Markt für uns wichtig.
Wollen diese Kunden in den EU-Markt oder kommen die zu ihnen, weil der Standort nahe ist?
Oftmals macht es die regionale Nähe aus. Aber das Thema Eintritt in den EU-Markt ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Kunden die diesen Schritt planen, möchten die deutsche Sicht auf den Markt.
Ist es ein grosser Schritt für ein Unternehmen, in den EU-Markt einzutreten?
Ich glaube nicht, dass die Hürden so gross sind. Es ist oftmals schwierig, den ersten Schritt zu machen. Da wünscht man sich einen Partner, der jahrelange Erfahrung in dieser Beziehung aufweisen kann. Gerade mit unserem Netzwerk im SKZ, das rund 430 Unternehmen umfasst, ist es einfacher Fuss zu fassen, weil es keine Kaltakquise braucht. Das SKZ tritt dann oft auch als Vermittler auf, der die Möglichkeiten eines Lieferanten mit den Anforderungen eines Kunden zusammenbringt.
Wie haben sie ihren Messeauftritt erlebt, kennt man das SKZ in der Schweiz?
Man kennt uns teilweise. Etwa die Hälfte der Besucher kennt uns, während die andere Hälfte das KATZ kennt und vom SKZ vielleicht schon mal gehört hat. Dann kommen wir ins Gespräch und es entstehen gute Kontakte. Was mir an der Swiss Plastics sehr gut gefällt, die Personen kommen mit konkreten Anliegen. Auf grossen internationalen Messen haben wir oft so einen grossen Ansturm, dass es nur für ein kurzes Hallo reicht. Hier haben wir aber die Zeit konkret über ein Thema zu sprechen. Diese familiäre Atmosphäre gefällt mir. Das passt auch zum Charakter des SKZ. Denn wenn wir etwas bearbeiten, wollen wir das von Anfang bis Ende begleiten.
Welche Themen beschäftigen Sie derzeit vor allem?
Das sind aktuell drei Themen, zum einen Nachhaltigkeit und Recycling. Viele Anfragen drehen sich um neue Materialentwicklungen hauptsächlich biobasiert oder bioabbaubar. Auch ein häufiges Anliegen: Wie bringt man Produkte in einen Kreislauf, dass sie auch wirklich ein zweites, drittes oder gar viertes Leben finden.
Das zweite grosse Thema ist Digitalisierung. Was machen wir mit den Daten, die die Maschinen sammeln. Das ist ein Thema dem wir uns in unserer SKZ-Modellfabrik widmen, die wir Anfang 2023 vollumfänglich eröffnet haben. Wie lassen sich die gesammelten Daten nutzen, um die Prozesse zu optimieren? Das ist eine grosse Frage, die viele Unternehmen in Angriff nehmen.
Dann ist da natürlich noch der Fachkräftemangel. Da geht es der Schweiz gleich wie im deutschen Markt: es fehlen die Fachkräfte. Hier kommen das KATZ wie auch das SKZ ins Spiel mit dem Angebot an Weiterbildungen von Quereinsteigern bis zum Profi. Da haben wir seit jeher einen grossen Schwerpunkt, den wir in diesem Jahr mit Selbstlernangeboten erweitern werden.
Woran liegt es, dass so viele Fachkräfte fehlen?
Das hat sicher mit der Altersstruktur zu tun. Viele, die noch berufstätig sind, kommen jetzt ins Rentenalter. Dann gibt es viele die aus dem Studium kommen und natürlich nicht als klassischer Facharbeiter die Branche bereichern. Dazu muss man sagen, die Kunststoffbranche hatte lange Zeit und teilweise auch heute noch ein Imageproblem. Kunststoff galt als böse. Mittlerweile stellt man fest, gerade auch durch die Corona-Pandemie, Kunststoff kann ein Lebensretter sein. Jetzt wird die Branche wieder attraktiver weil sie sich weiterentwickelt und sich auch dem Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit annimmt. Und auch Faktoren wie die Bezahlung, oder geregelte Arbeitszeiten sind durchaus attraktiv. Aber der Mangel ist noch immer sichtbar. Auf einen Studierenden in der Kunststoffbranche kommen aktuell während dem Studium fünf Stellenangebote. Das ist eine interessante Situation für jede Person, die in die Branche einsteigen möchte.
Merkt man denn schon, dass die Studierendenzahlen steigen?
Nein. Erstaunlicherweise noch nicht. Aber selbst wenn die Zahlen stark steigen würden, gäbe es immer noch viele Arbeitsplätze für die Abgänger. Fachkräfte werden händeringend gesucht.
Autor
Thomas Meier