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GKV zieht durchzogene Bilanz

Der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV), Spitzenorganisation der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Deutschland, zeigt sich besorgt über die Ertragslage und die hohen Energiekosten.
Dr. Helen Fürst: „Wenn sich die Kostensituation 2023 nicht verbessert, so sind Konsequenzen unausweichlich.“ (Bilder: GKV)

Der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV), Spitzenorganisation der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Deutschland, zeigt sich besorgt über die Ertragslage und die hohen Energiekosten.

Anlässlich seiner Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main zog der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV) eine Bilanz der Branchenentwicklung des vergangenen Jahres. Die Kunststoff verarbeitende Industrie in Deutschland steigerte ihre Umsätze im Jahr 2022 auf mehr als 78 Mrd. Euro (+12,60 %). Trotz weiter gestiegener Umsätze, bereiten vielen Branchenunternehmen zurückgehende Erträge Sorge, da die gestiegenen Kosten von vielen Unternehmen nur in eingeschränktem Masse oder gar nicht an die Kunden weitergegeben werden können.

Menge und Umsatz der kunststoffverarbeitenden Industrie nach Sektoren

„Die Zukunft Kunststoff verarbeitender Unternehmen in Deutschland steht und fällt mit der Möglichkeit, Kosten an die Kunden weiterzugeben. Angesichts der dramatischen Preissteigerungen bei Strom und Gas sind allerdings deutliche Zweifel angebracht, ob das auch in diesem Jahr gelingen wird“, sagte GKV-Präsidentin Dr. Helen Fürst. Der GKV fordert von der Bundesregierung Entlastungen bei den Energiekosten. Die im Dezember 2022 beschlossenen Preisbremsen für Strom und Gas helfen nach Auffassung des GKV vielen mittelständischen Betrieben nicht. Deutschland war und bleibt Spitzenreiter bei den Strompreisen in Europa. Gas sei in Deutschland fünfmal so teuer wie in den USA, so Fürst.

Der Aussenhandel trug, wie bereits in den Vorjahren, in einem überdurchschnittlichen Masse zum Umsatzwachstum bei. Mehr als ein Drittel der befragten Mitgliedsunternehmen verzeichnete wachsende Exporte und auch für das Jahr 2023 rechnet die Mehrzahl der Unternehmen mit stabilen oder wachsenden Umsätzen mit dem Ausland. Dabei sind für mehr als 80 Prozent der Kunststoffverarbeiter die übrigen EU-Länder die wichtigsten Auslandsmärkte.

Investitionsklima

Die Entwicklung der Exporte trägt weiter zum Wachstum der Branche bei. Für 2023 erwartet der GKV keinen Einbruch.

Allen widrigen Rahmenbedingungen zum Trotz bleibt das Investitionsklima in der Kunststoff verarbeitenden Industrie im Jahr 2023 weiter positiv. Eine überwiegende Zahl der befragten Mitgliedsunternehmen plant Investitionen in gleichem oder sogar grösserem Umfang wie 2022. Investitionsbedarf besteht insbesondere bei der Verbesserung der Energieeffizienz, beim Klimaschutz und bei der Modernisierung der Produktionsanlagen. Die Unternehmen der Branche nehmen insbesondere den Umbau der Energiewirtschaft von fossilen auf erneuerbare Systeme sehr ernst und investieren kräftig. Die Geschwindigkeit des Umbaus könnte noch viel schneller von statten gehen, wenn dem nicht eine hochkomplexe Bürokratie im Wege stehen würde, moniert Fürst.

Personalbestand

Der Personalbedarf der Unternehmen bleibt unverändert hoch, der Engpass spitzt sich weiter zu.

Der Personalbestand der Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie verzeichnete 2022 gegenüber dem Vorjahr einen leichten Zuwachs. Auch für 2023 planen die Unternehmen zusätzliche Einstellungen. Das Angebot an Fachkräften und Auszubildenden ist gleichwohl knapper denn je: 87 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen verzeichnen einen Mangel an Fachkräften und/oder Auszubildenden. Es mangelt nach wie vor an ausgebildeten Kunststofftechnikern und Kunststoff-Verfahrensmechanikern sowie an Auszubildenden im technischen Bereich. Die Kunststoff verarbeitende Industrie könnte in der technischen Berufsausbildung gut zweimal so viele Ausbildungsplätze besetzen, wie es aktuell der Fall ist. Trotz der etwas schwieriger werdenden Rahmenbedingungen ist und bleibt der Fachkräftebedarf, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, sehr hoch und bildet weiterhin die Achillesverse der Branche.

Ausblick

Die Umsatzerwartungen der Mitgliedsunternehmen für das Jahr 2023 fallen durchwachsen aus und deuten dementsprechend auf eine Seitwärtsbewegung hin. Das gilt auch für die Erwartungen an die Betriebsergebnisse der Unternehmen.

„Wenn sich die Kostensituation 2023 nicht verbessert, so sind Konsequenzen unausweichlich“, warnt Fürst. Hierzu zählten Arbeitsplatzabbau, Kurzarbeit oder eine Verlagerung der Produktion ins Ausland. Weiterhin belasten die mangelhafte Versorgung mit Fachkräften und die Unsicherheit über künftige rechtliche Rahmenbedingungen die Wirtschaftsentwicklung der Branche.

www.gkv.de

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