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Gemeinsam für ein schweizweites Recyclingsystem

Warum braucht es ein nationales Sammelsystem für Kunststoffe und Getränkekartons? Welche Standards gibt es bereits? Und was ist der Schlüssel zum Erfolg? Der folgende Beitrag gibt Antworten.
Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft braucht es die ganze Wertschöpfungskette. (Bilder: Swiss Recycling)

Warum braucht es ein nationales Sammelsystem für Kunststoffe und Getränkekartons? Welche Standards gibt es bereits? Und was ist der Schlüssel zum Erfolg? Der folgende Beitrag gibt Antworten.

Autorin: Rahel Ostgen, Leiterin Kreislaufwirtschaft, Swiss Recycling

Im Rahmen des Projekts „Sammlung 2025“ arbeiten Organisationen entlang der ganzen Wertschöpfungskette an einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons. Über 70 Organisationen haben den Pact «Kreisläufe für Kunststoff-Verpackungen und Getränkekartons schliessen» unterzeichnet und ein klares Zeichen für die Vision von einer Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen in der Schweiz bis 2030 gesetzt.

Mit dem Pact startete letztes Jahr der Bau eines nationalen Sammelsystems für Kunststoff-Verpackungen und Getränkekartons. Das Projekt befindet sich mitten im Prozess vom Aufbau eines nationalen Sammel- und Recyclingsystems von Kunststoffverpackungen und Getränkekartons mit entsprechender Organisation und Finanzierungslösung. Grundlage für das System sind ambitionierte Ziele in den drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales). Um eine praxisorientierte und breit akzeptierte Lösung zu entwickeln, ist die Einbindung von Akteuren der gesamten Wertschöpfungskette essenziell. 2023 sollen die Voraussetzungen für das schweizweit koordinierte System geklärt und ein Aufbau danach ermöglicht werden.

Warum braucht es ein nationales Recycling-System?

Verschiedene Voraussetzung erhöhen den Bedarf für ein nationales System. Zum einen bieten Kunststoffe ein hohes Mengenpotenzial – von heute ca. 9000 t liegt das Sammelpotenzial bei über 100’000 t Gemischtkunststoff. Weiter handelt es sich um eine komplexe Fraktion aufgrund ihrer diversen Ausprägungen und Materialien. Das bedarf einheitlicher Kommunikationsmassnahmen. Auch in der Konzipierung der Verpackung, im Design for Recycling, besteht Handlungsbedarf, so dass Verpackungen, die gesammelt werden, auch effektiv wieder recycelt werden können. Heute tragen ausserdem die Erlöse aus dem Verkauf des recycelten Materials nur einen kleinen Teil der Kosten für das Sammel- und Recyclingsystem. Das heisst, es braucht eine deckende Finanzierung.

Mit einem flächendeckenden, nationalen Recycling-System kann das Mengenpotenzial und Synergien für mehr Ökoeffizienz realisiert werden. Es kann national einheitlich kommuniziert und sensibilisiert werden und die Produzenten für das Design for Recycling und den Ausbau der Sekundärmärkte eingebunden werden. Ein nationales Recycling-System mit ambitionierten Zielen kann Planbarkeit und Investitions-Sicherheit bieten. Es geht dabei um mehr als nur die Sammlung und das Recycling – Kreisläufe sollen geschlossen werden.

Rezyklierbare Verpackungen aus Kunststoff werden gesammelt, sortiert, zu Rezyklat verarbeitet und können als Sekundärmaterial wieder eingesetzt werden.

Chance für eine freiwillige Branchenlösung

Weiter ist die politische Grundlage mit der Motion Dobler (20.3695) für ein schweizweit harmonisiertes Sammelsystem gegeben. Der Bundesrat hat den Auftrag, den Rechtsrahmen für eine schweizweit koordinierte Kunststoffsammlung festzulegen. Dabei liegt die Priorität bei freiwilligen Lösungen der Branche. Verstärkt wird dieser Druck auch durch das internationale Marktumfeld (europäische Regulationen, Druck internationaler Unternehmen, Design for Recycling Vorgaben, technologische Entwicklungen).

Auch die Schweizer Bevölkerung ist bereit, Kunststoffe und Getränkekartons zu sammeln. Das haben verschiedene bestehende Sammlungen von Städten, Gemeinden, Zweckverbänden, privaten Anbietern und Detailhändlern gezeigt.

Die Chance für eine freiwillige Branchenlösung ist gegeben. Mit einem flächendeckenden, nationalen System können die ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Vorteile ausgeschöpft werden und bessere Voraussetzungen für die Weiterentwicklung geschaffen bzw. diese aktiv gesteuert werden (z.B. laufende Mengensteigerung, einheitliche Sensibilisierung, positives Signal an Investoren).

Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Stoffflüsse

Vor allem bei Wertstoffen, die wenig Ertrag bringen und einen tieferen Marktwert haben, besteht die Gefahr einer Verwertungs-Divergenz. Das heisst, dass nicht automatisch die beste Lösung der Verwertung gewählt wird, sondern im Gegenteil ein Trend zu niederwertigem Recycling besteht. Ohne Standards driftet die Verwertung weg vom Bestmöglichen und hin zum günstigsten Weg (z.B. Kunststoffe in Asien). Mit der im Jahr 2020 eingeführten Zertifizierung des Vereins Schweizer Plastic Recycler (VSPR) für die stoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen aus Haushalten ist bereits ein solcher Standard vorhanden. Es wird Transparenz in Bezug auf die Stoffflüsse von Kunststoffverwertungsunternehmen geschaffen. Ein Recycling-System soll eine nachhaltige und weitsichtige Lösung für Verpackungen ermöglichen. Aufbauend auf bestehenden Zielsystemen und Monitorings, z.B. des VSPR und dem Verein Getränkekarton Recycling Schweiz, kann ein Recycling-System mit einem umfassenden und transparenten Zielsystem in allen Bereichen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Wirtschaft, Gesellschaft) den Nutzen des gesamtschweizerisch harmonisierten Systems ausweisen und verbessern.

Drehscheibe Kreislaufwirtschaft Schweiz by Swiss Recycling

Mit der «Drehscheibe Kreislaufwirtschaft Schweiz» schafft Swiss Recycling eine Plattform für engagierte Organisationen, welche die Kreislaufwirtschaft aktiv umsetzen wollen. Mit Partnern der gesamten Wertschöpfungskette (vom Hersteller über den Detailhandel bis zum Recycler) werden neue Lösungen erarbeitet, damit Verpackungen und Produkte möglichst optimal im Kreislauf gehalten werden können. In den verschiedenen Themenplattformen werden mit den Partnern konkrete, umsetzungsorientierte Lösungen erarbeitet– von der Branche, für die Branche.

www.circular-economy.swiss

Zusammenarbeit als Schlüssel

Das Schliessen von Kreisläufen von Kunststoff ist ein wichtiger Schritt, um Klima und Umwelt zu schützen. Damit das möglich ist, braucht es die ganze Wertschöpfungskette – von Hersteller über Handel und Konsument bis zur Sammelstelle und zum Recycler.

Das Potenzial der Kreislaufwirtschaft kann erst abgerufen werden, wenn alle Beteiligten, von den Herstellern bis zu den Konsumenten, ihren Anteil beitragen und einfordern. Es braucht eine ganzheitliche Sichtweise, welche die konkreten Verwertungsmöglichkeiten nach Stand der Technik, die Einsatzmöglichkeiten des wiederverwerteten Materials und die Information und Sensibilisierung bis hin zum Konsumenten berücksichtigt. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Umsetzung ist die Kooperation über die gesamte Wertschöpfungskette. Dabei ist die Rückkoppelung vom Recycling in das Produktdesign ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Alle Akteure sind gefordert, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.

Swiss Recycling

Swiss Recycling ist die Dachorganisation der Schweizer Recycling-Systeme. Swiss Recycling sensibilisiert durch Kommunikationsarbeit für das Separatsammeln und das Recycling. Die Wiederverwertung schont Ressourcen, spart Energie, reduziert Treibhausgasemissionen und schafft Sekundär-Rohstoffe. Entscheidende Grundlage dafür ist die richtige Separatsammlung. Als eigenständige Non-Profit-Organisation ist Swiss Recycling kompetente Ansprechpartnerin in allen Fragen zum Thema Separatsammlung und Recycling. Swiss Recycling – Damit Recycling Rund läuft.Ich bin ein Fliesstext.

Kontakt

Swiss Recycling
8006 Zürich
+41 44 342 20 00
www.swissrecycling.ch

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